Christliches Manifest
Christliches Manifest

b) Der christliche Glaube in der deutschen Geschichte in ihrem Kontext.

Zwei Ereignisse, die im 4. Und 5. Jahrhundert die Geschicke der politischen Gegenwart nachhaltig betreffen und beeinflussen sind zuerst die „Konstantinische Wende“ zu Beginn des 4. Jahrhunderts und die Germaneneinfälle in das weströmische Reich bis zu seiner Auflösung 476. Kaiser Theodosius, dem es zum letzten Mal gelang, die Einheit des gesamten Römischen Reiches herzustellen, erhob 395 das Christentum zur Staatsreligion, mit nachfolgenden, unmittelbaren Auswirkungen für die gesamte europäische Geschichte, für den geistigen und historischen Werdegang. Im Vordergrund der Betrachtung steht und muss stehen der Kirchenvater Augustin mit seinem theologischem Hauptwerk „Der Gottesstaat“, das mit maßgebend wurde für den geistlichen Verlauf der Kirche und ihrer Geschichte. Die Auflösung des weströmischen Reiches durch die Einfälle der verschiedenen Germanenstämme war ebenfalls nicht ohne Auswirkung, die bis in die neueste Geschichte hineinreichen. Die nationalsozialistische Ideologie umgab sich mit einem Germanenmythos, der sich gerade auf den oben angesprochenen Zeitabschnitt bezog, und mit einer durch und durch heidnischen Symbolik getränkt war mit dem Ziel, darauf ein Geschichtsbewusstsein zu begründen. Daran knüpft sich die Frage an, inwieweit dieser Germanenmythos mit dem wirklichen historischen Verlauf der Zeit, die es zu betrachten gilt, standhält. Festgehalten werden muss zu Beginn der Betrachtung, dass von den Reichen, die von den Germanenstämmen auf dem Boden des in Auflösung begriffenen weströmischen Reiches errichtet wurden, keine Rassenpolitik ausging. Sie verschmolzen sehr schnell mit der einheimischen Bevölkerung, nahmen ihre

[111] Stuttgarter Jubikäumsbibel nach der Übersetzung Martin Luthers

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zivilisatorischen Lebensgewohnheiten an und nicht zuletzt den christlichen Glauben, der bestimmend geworden war für das gesamte römische Reich.

Julius Cäsar (100-44 v. Chr.) hatte von Gallien aus Angriffe auf die Germanen unternommen, die von Kaiser Augustus (14 v. Chr.-37 n. Chr.) und seinen Nachfolgern fortgeführt wurden. Der entscheidende Rückschlag für solche Unternehmungen geschah im Jahr 9 in der oft zitierten und kommentierten Varusschlacht, benannt nach dem römischen Statthalter Varus für Germanien, im Teutoburger Wald. Es gelang den Römern in der Folgezeit nicht, das Gebiet vom Rhein bis an die Elbe zu unterwerfen und zur römischen Provinz zu machen, was beabsichtigt worden war. Arminius der germanische Sieger im Teutoburger Wald war zuvor in römischen Diensten gewesen, erlangte den Ritterstand und führte germanische Truppen, die vermehrt ins römische Heer eingegliedert wurden. Germanenstämme, die im römischen Grenzgebiet siedelten, mussten dafür im römischen Heer Heeresfolge leisten. Die Römer verlegten sich vermehrt auf eine Defensivstrategie, errichteten als Schutzwall den „Limes“ mit Wachtürmen, der zusammen mit Rhein und Donau als natürliche Grenzabwehr galt. Vor dem Limes und den anderen Grenzgebieten drängten sich die Germanen, die an den dafür vorgesehenen Grenzübergängen römisches Gebiet ohne Waffen betreten durften, was zu einem regen Handel und Warenaustausch genutzt wurde.[112] Im ausgehenden 2. Jahrhundert formierten sich die Germanen zu größeren Stammesverbänden zu Alemannen, Franken und Sachsen. Um das Jahr 260 drangen die Alemannen bis in norditalienische PO-Ebene vor und wurden in einer Schlacht bei Mailand überwunden und zurückgedrängt.[113] Zur selben Zeit, als die Alemannen den Limes durchbrachen, durchzogen die Goten und Heruler den Balkan und Griechenland und eroberten Athen und Olympia. Es entstand für die römische Herrschaft der Zwang, den Germanen auf römischem Territorium Siedlungsgebiet zu überantworten gegen die Verpflichtung zur Grenzsicherung.[114] Im 4. Jahrhundert waren die römischen Legionen am Rhein und an der Donau vorwiegend aus Germanen rekrutiert, ihnen wurde die Offizierslaufbahn eröffnet und unter Kaiser Konstantin (306-337) gelangten sie in höchste Staatsämter, Teile des römischen Imperiums wurden geradezu germanisiert.[115] Zuvor begannen unter Kaiser Diokletian (284-305) die schlimmsten aller Christenverfolgungen.[116] Folter, Verbrennung von Kirchen, Zerstörung von Kirchen und Verbrennungen von Büchern, die den Christen heilig waren. Die Verfolgung der Christen vollzog sich in mehreren Etappen und begann im Jahre 299 zunächst mit der Entlassung christlicher Beamten, bis zum physischen Zwang heidnische Götter zu verehren. Die Verfolgung erstreckte sich bis zum Jahre 311. Christen wurde die Möglichkeit genommen ihre Gottesdienste abzuhalten.[117] Das Christentum hatte bereits eine solche Verbreitung gefunden, dass Martyrium und Polizeimethoden nichts Entscheidendes bewirken konnten. Verwaltungsstellen und Regierungszentren sympathisierten oft mit den Christen und hintertrieben die vorgesehenen Repressalien.[118]

Das Römische Reich, wie es aus den Händen der Kaiser Diokletians und Konstantins hervorging, verfügte über eine starke Staatsgewalt und fand seinen unbestrittenen Mittelpunkt in der Gestalt des Kaisers,[119] wobei die Gegensätze zwischen beiden Kaisern zu Beginn des 4. Jahrhunderts hervorstachen, die Christenverfolgung wurde nicht nur 312 beendet, das Datum markiert auch den Weg des Christentums zur Staatsreligion am Ende des 4. Jahrhunderts. Kaiser Diokletian hatte das Herrschaftssystem der Tetrarchie[120] begründet und das Reich unter

[112] Orthbandt, Eberhard: Deutsche Geschichte. Baden-Baden 1955 S. 79

[113] ebd. S. 82

[114] ebd. S. 81

[115] ebd. S. 84

[116] Heuss, Alfred: Römische Geschichte: Braunschweig 1960. S. 435

[117] ebd. S. 435

[118] ebd. S. 435

[119] ebd. S. 446

[120] ebd. S. 436

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vier Kaisern aufgeteilt mit einem jeweiligen Herrschaftsbereich. Mit dem Ende der Herrschaft Diokletians 306 begannen die Machtkämpfe im Westen zwischen den Kaisern Konstantin und Maxentius. Der Kampf wurde 312 in der Schacht an der Mulvischen Brücke in der Nähe Roms entschieden. Konstantin, so wird berichtet, habe vorher in einer Vision das Christuskreuz erblickt, in der ihm verheißen wurde; „In diesem Zeichen wirst du siegen“. Der Sieg brachte Konstantin die Alleinherrschaft über den Westteil des Reiches mit Rom als Zentrum. Im Osten schwang sich Kaiser Licinius (308-325) zum Alleinherrscher über den Ostteil des Reiches auf. Die letzte Entscheidung fiel 324/25 in dem Ringen zwischen Konstantin und Licinius, nachdem Sieg über Licinius war Konstantin Alleinherrscher über das Riesenreich.[121] Die Zeiten der Alleinherrschaft währten immer nur kurze Zeit. Konstantin von 324.337, Constantius von 353-360, Julian von 361-363 und Theodosisus der Große von 394/95.[122]

Im 5. Jahrhundert überrannten die verschiedenen Germanenstämme den Westen des Reiches, die Angelsachsen Britannien, die Franken Gallien, die Westgoten Spanien, die Vandalen Nordafrika und die Ostgoten Italien. Das oströmische Reich blieb noch fast tausend Jahre mit der Hauptstadt Konstantinopel erhalten. Römer, die dem Heidentum verhaftet blieben, sahen die Gründe für den Niedergang in dem Abfall von den Göttern, die nach ihrem Verständnis das Römische Reich zu seiner Größe geführt hatten. Ein Grund, warum Kaiser Julian noch einmal den Versuch unternahm, dem heidnischen Glauben wieder Geltung zu verschaffen, was aber misslang. Das rief die christlichen Apologeten (Verteidiger) auf den Plan, zu denen Augustinus (354-430) als der wirkmächtigste angesehen werden muss. Er trat in einem umfassenden Werk „Vom Gottesstaat“ heidnischen Anklagen entgegen. Dieses Werk kann auch als Ausgangspunkt angesehen werden für spätere theologische Gedankengebäude in der Kirchengeschichte.[123] Das Ende des Römischen Reiches war zugleich auch der Ausgangspunkt für Europas zukünftige Geschichte, was Christentum, Staats-und Geschichtsverständnis betrifft.

Das Römische Reich war christlich geworden, daraus ergibt sich die Frage in welchem Verhältnis standen die ebenfalls aus dem Heidentum hervorgegangenen Germanenstämme zum christlichen Glauben, die immer tiefer in den Westen des Reiches eingedrungen waren, und es schließlich überwanden. Die Germanenstämme waren zum selben Zeitraum wie die Römer für das Christentum gewonnen worden, hatten sich aber dem Arianismus zugewandt, was in den von Germanen errichteten Reichen auf dem Territorium des Weströmischen Reiches zu Konflikten der germanischen Oberschicht mit der herkömmlichen römischen Bevölkerung führte, die dem auf die Theologie des Athanasius begründeten katholischen Glauben angehörten.

Der Streit dieser beiden theologischen Richtungen und sein Ausgang zeigen den Weg, den die nachfolgende Kirchengeschichte genommen hat. Um eine Klärung herbeizuführen berief

[121] Heuss, Alfred: Römische Geschichte. S. 449

[122] ebd. 438

[123] Augustinus, Aurelius: Vom Gottesstaat. Vollständige Ausgabe in zwei Bänden von Wilhelm Thimme. Zürich 1955

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Kaiser Konstantin 325 ein Konzil nach Nicäa ein, das gleichzeitig als das erste Kirchenkonzil überhaupt angesehen werden kann. Der Kaiser verfolgte das Ziel neben einem einheitlichen Reich auch einen einheitlichen Glauben und Glaubensdogma herbeizuführen. Er verstand sich als geistliches Oberhaupt, als Schiedsrichter in den vielfältigen widerstreitenden Lehrmeinungen. Er wollte der gemeinsame Bischof und Vermittler sein. Von der urchristlichen Gemeinde hatte sich die Kirche entfernt. Es begann ein Machtkampf in der Kirche selbst, eine Vermischung von Gottesdienst und Staatsdienst, von selbstloser Hingabe an den Erlöser und Machtansprüchen der Geistlichkeit, von Glaubenseinfalt und Dogma.[124]

Ein Streit rückte in Nicäa in den Vordergrund, er war der eigentliche Anlass zur Einberufung des Konzils, ausgelöst wurde der Streit durch Arius, Presbyter in Alexandria, der sich fast über das ganze 4. Jahrhundert erstreckte, und der für die gesamte Christenheit zu einer Existenzfrage hätte werden können und daher einer Entscheidung bedurfte. Arius behauptete, dass Christus nicht Gott gleich sei, sondern ein ethisch besonders hochstehender Mensch sei, der aus eigenem freiem Willen gut geblieben sei. Wäre diese Lehre unwidersprochen hingenommen worden, hätte es den Kern der christlichen Botschaft in Frage gestellt und im Gegensatz zu eindeutigen Aussagen des christlichen Kanons der Heiligen Schrift gestanden. Arius wurde von seinem Bischof exkommuniziert. Wortführer gegen ihn war Athanasius, ebenfalls ein Presbyter in Alexandria.lehrte, Christus und Gott seien eins, und somit eine Einheit.[125] Über das ganze Johannesevangelium hinweg ist die Beziehung von Gott dem Sohn und Gott dem Vater eindeutig ausführlich definiert. Im Evangelium des Johannes Kapitel 10, Vers 30 steht übereinstimmend in allen Übersetzungen der Satz: Ich und der Vater sind eins. Im Brief des Apostel Paulus an die Kolosser Kapitel 1, Verse 14 – 17  steht geschrieben: (14) In diesem haben wir die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden; (15) er ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller (= der ganzen***) Schöpfung; (16) denn in ihm (d. h. durch seine Vermittlung) ist alles geschaffen worden, was im Himmel und auf der Erde ist, das Sichtbare wie das Unsichtbare, mögen es Throne oder Herrschaften, Mächte oder Gewalten sein; alles ist durch ihn und für ihn geschaffen worden, (17) und er ist vor allem (=steht über allem) und alles (oder: das ganze Weltall) hat in ihm seinen Bestand. *** a. Ü. der Erstgeborene vor allem Geschaffenen. [126]

Das Konzil zu Nicäa brachte ein Ergebnis, es entschied sich für die von Athanasius vertretene Theologie, die auch von Kaiser Konstantin gestützt wurde. Athanasius war eine geistesmächtige, entschlossene Persönlichkeit ohne Rücksichtnahme auf den hierarchischen Aufbau von Staat, Kirche und Gesellschaft.[127] Herausgekommen war das Nicäische Apostolikum als Glaubensbekenntnis, über das noch nicht endgültig entschieden worden war, denn Konstantin war nach dem Konzil schwankend geworden, und schenkte einige Jahre später wieder den Arianern Gehör, was für Athanasius Verbannung und Exil bedeutete.[128] Die Entscheidung für das Nicänische Apostolikum fiel endgültig auf dem Konzil in Konstantinopel 381. Das Nicänische Glaubensbekenntnis bildete im Verlaufe der Kirchengeschichte einen Konsens über die Konfessions-und Denominationsgrenzen hinweg. Bei rationaler Betrachtung, gestützt besonders auf das Johannesevangelium, ist ein anderer Ausweg gar nicht möglich. Wäre Jesus Christus Mensch gewesen, wenn auch ethisch hochstehend  und über alles herausragend, dann wäre die Erlösung der Schöpfung und der Menschheit in die Hände eines Menschen gelegt, bei wohlwollender Betrachtung eines mit Allmacht, Allwissenheit und Allgegenwart ausgestatteten Gottes, was schon zur Vernunft, mit der jeder Mensch ausgestattet ist, im Widerspruch steht.

[124] Orthbandt, Erberhard: Lebenslauf des deutschen Volkes. Werdegang des deutschen Reiches. Baden Baden 1955 S. 85 f

[125] ebd. S. 85

[126] Übersetzung nach Herrmann Menge (ev.)

[127] Orthbandt, Eberhard: Werdegang des Deutschen Reiches. S. 86

[128] ebd. S. 86

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Ebenso gilt als zweite Voraussetzung, dass Jesus Christus Mensch war ohne Einschränkung, ausgestattet mit allem, was den Menschen ausmacht im Denken und Empfindungen mit dem Unterschied, dass keine Vergehen oder Fehlleistungen bei ihm gefunden werden konnten. Als am Kreuz die Nägel in Hände und Füße getrieben wurden, hat er es empfunden, wie jeder andere Mensch und Erdenbürger es auch empfinden würde. Darüber hinaus leidet er in und mit jedem Menschen und aller Kreatur und der gesamten Schöpfung. Darum heißt es in dem 2. Brief des Apostels Paulus an die Korinther Kapitel 5, Verse 19 und 21: (19) Denn Gott war in Christo, und versöhnte die Welt mit ihm selber, und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu, und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung. (21) Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, auf dass wir würden in ihm die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt.[129]

Das Bekenntnis von Nicäa wurde vom ersten Konzil von Nicäa 325, dem ersten ökumenischen Konzil herausgegeben. Es ist nicht zu verwechseln mit dem bekannteren und nahe verwandten Nicäno – Konstantinopolitanum, dem Bekenntnis des ersten Konzils von Konstantinopel, das ebenfalls oft als Nicänisches Glaubensbekenntnis oder Nizänisches Glaubensbekenntnis bezeichnet wird.

Das Erste Konzil von Konstantinopel (das 2. ökumenische Konzil) wurde von Kaiser Theodosius im Jahre 381 einberufen, um den seit 325 andauernden Streit und die drohende Glaubensspaltung zwischen Trinitariern  und Arianern zu lösen.

in Latein:

Credimus in unum Deum,

Patrem omnipoténtem,

omnium visibílium et invisibílium factorem.

Et in unum Dóminum nostrum Iesum Christum,

Fílium Dei,

natum ex Patre unigenitum.

hoc est de substantia Patris,

Deum ex Deo, lumen ex lúmine, Deum verum de Deo vero,

natum, non factum, unius substantiae cum Patre (quod graece dicunt homousion):

per quem ómnia facta sunt, quae in caelo et in terra,

qui propter nostram salútem descéndit,

incarnátus est et homo factus est,

et passus est,

et resurréxit tértia die,

et ascéndit in cælos,

ventúrus iudicáre vivos et mórtuos,

Et in Spíritum Sanctum.

Eos autem qui dicunt "Erat quando non erat" :

et "Antequam nasceretur, non erat" :

et "Quod de non exstantibus factus est" :

vel alia substania aut essentia dicentes

aut convertibilem aut demutabilem Deum <Filium Dei>,

hos anathematizat cahtolica Ecclesia

in deutscher Übersetzung:

Wir glauben an den einen Gott,

den Vater, den Allmächtigen,

den Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren.

[129] Revidierte Übersetzung nach Martin Luther. Stuttgart 1954

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Und an den einen Herrn Jesus Christus,

den Sohn Gottes,

der als Einziggeborener aus dem Vater gezeugt ist, das heißt: aus dem Wesen des Vaters,

Gott aus Gott, Licht aus Licht,

wahrer Gott aus wahrem Gott,

gezeugt, nicht geschaffen,

eines Wesens mit dem Vater (homoousion to patri);

durch den alles geworden ist, was im Himmel und was auf Erden ist;

der für uns Menschen und wegen unseres Heils herabgestiegen und Fleisch geworden ist,

Mensch geworden ist,

gelitten hat und am dritten Tage auferstanden ist,

aufgestiegen ist zum Himmel,

kommen wird um die Lebenden und die Toten zu richten;

Und an den Heiligen Geist.

Diejenigen aber, die da sagen „es gab eine Zeit, da er nicht war“

und „er war nicht, bevor er gezeugt wurde“,

und er sei aus dem Nichtseienden geworden,

oder die sagen, der Sohn Gottes stamme aus einer anderen Hypostase oder Wesenheit,

oder er sei geschaffen oder wandelbar oder veränderbar,

die verdammt die katholische Kirche. [richtig: die belegt die katholische Kirche mit dem Anathema]

 

Nicäno-Konstantinopolitanum:

 

Credo in unum Deum,
Patrem omnipotentem,
factorem cæli (cœli) et terræ,

visibilium omnium et invisibilium.

Et in unum Dominum Iesum Christum,
Filium Dei unigenitum,
et ex Patre natum ante omnia
sæcula.

Deum de Deo,
Lumen de Lumine,
Deum verum de Deo vero,
genitum non factum,
consubstantialem Patri;
per quem omnia facta sunt.
Qui propter nos homines et propter nostram salutem
descendit de cælis (cœlis).
Et incarnatus est
de Spiritu Sancto ex Maria Virgine,
et homo factus est.
Crucifixus etiam pro nobis sub Pontio Pilato,

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passus et sepultus est,
et resurrexit tertia die, secundum Scripturas,
et ascendit in cælum (cœlum),
sedet ad dexteram Patris.
Et iterum venturus est cum gloria,


iudicare vivos et mortuos,
 
cuius regni non erit finis.

Et in Spiritum Sanctum,
Dominum et vivificantem,
qui ex Patre (
Filioque) procedit.

Qui cum Patre et Filio simul adoratur et conglorificatur:

qui locutus est per prophetas.

Et unam, sanctam, catholicam et apostolicam Ecclesiam.
Confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum.
Et expecto resurrectionem mortuorum,
et vitam venturi sæculi.


Amen.

Wir[2] glauben an den einen Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
der alles
geschaffen hat, Himmel und Erde,
die sichtbare und die unsichtbare Welt.
Und an den einen Herrn
Jesus Christus,
Gottes
eingeborenen Sohn,
aus dem Vater geboren vor aller Zeit:
Gott von Gott,
Licht vom Licht,
wahrer Gott vom wahren Gott,
gezeugt, nicht geschaffen,
eines Wesens mit dem Vater;
durch ihn ist alles geschaffen.
Für uns Menschen und zu unserem Heil
ist er vom Himmel gekommen,
hat Fleisch angenommen
durch den
Heiligen Geist von der Jungfrau Maria
und ist Mensch geworden.
Er wurde für uns
gekreuzigt unter Pontius Pilatus,
hat gelitten und ist begraben worden,
ist
am dritten Tage auferstanden nach der Schrift
und
aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten des Vaters


und wird wiederkommen in Herrlichkeit,
zu
richten die Lebenden und die Toten;
seiner Herrschaft wird kein Ende sein.
Wir glauben an den
Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater (und dem Sohn)
[3] hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,

der gesprochen hat durch die
Propheten,
und die eine, heilige, christliche/katholische
[4] und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine
Taufe zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die
Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt.
Amen.

Textvergleich

Trotz ungesicherter Textgeschichte steht das Nicäno-Konstantinopolitanum in engem Zusammenhang mit dem Bekenntnis von Nicäa. Zum genauen Vergleich werden die beiden Texte gegenübergestellt (mit den Streichungen und Ergänzungen). (Aus Wikipedia)

Mit diesen Beiden Bekenntnissen wurde der Weg aufgezeigt für die christliche Gemeinde über Konfessions-und Denominationsgrenzen hinweg, der unverändert Bestand haben sollte für alle Zeiten der nachfolgenden Kirchengeschichte.

Damit war eine Säule errichtet, auf den sich der christliche Glaube gründete, unabhängig von den vielen Gegensätzen und Kämpfen, von den die Kirchengeschichte in oft unerfreulicher schrecklicher Weise Zeugnis gibt. Die zweite Säule wird gebildet durch die Theologie Aurelius Augustins, der mit seinem Werk „Vom Gottesstaat“, den Ausgangspunkt und das Vorbild schuf, auf das spätere umfangreichere theologische Werke sich gründeten, ebenfalls konfessions-und denominationsübergreifend.

Einige Kernaussagen dieses Werkes und zu diesem Werk, die einen Einblick gewähren:

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Im August 410 erstürmten unter Führung ihres Königs Alarichs die Westgoten Rom und plünderten es drei Tage lang. Ein solches Ereignis hatte zuletzt vor annähernd 800 Jahren stattgefunden. 387 v. Chr. hatten die Kelten Rom erobert. Entsprechend war das Entsetzen auch außerhalb der Stadt im Römischen Reich. Augustin erfuhr davon, als er das Amt des Bischofs in der afrikanischen Stadt Hippo innehatte. „Furchtbares ist uns gemeldet worden“, äußerste er in einer Predigt, „eine Katastrophe ist hereingebrochen, Brand und Raub, Mord und Totschlag. Es ist wahr. Was mussten wir nicht hören? Wie oft haben wir geseufzt, wie oft bitterlich geweint. Kaum konnten wir Trost finden.[130] Es gab nicht nur Klagen, Vorwürfe wurden geäußert, nicht gegen den schwachen Kaiser Honorius, der den Germanen Stilicho durch eine Intrige umbringen ließ, eine starke Herrscherpersönlichkeit, der das bedrohte Reich zusammengehalten, und vor dem Schlimmsten bewahrt hatte. Alarich und Stilicho waren Christen, und die von ihnen befehligten Germanenverbände gehörten dem Bekenntnis des Arius an. Die Christen im Römischen Reich waren ratlos und gerieten in Zweifel. Zugleich begehrten die Heiden auf, die verblieben waren, nachdem das Christentum Staatsreligion geworden war. Ihnen war der Kult durch die Gesetzgebung der letzten Kaiser Gratian, Valentinian II. und Honorius verwehrt worden. Jetzt sahen die Heiden ihre Stunde gekommen, sie erhoben Anklage und Vorwürfe mit dem Hinweis auf den Zorn der Götter, weil ihre Tempel geschlossen, ihre Statuen zerstört und ihre Opferfest verboten worden waren. Viktoria, die Siegesgöttin, die Kaiser Augustus im Senatssaal aufgestellt hatte, war weggeschafft worden.[131] Die Plünderung Roms war der Anlass für Heiden, den Gott der Christen zu lästern.[132] Dieses heidnische Aufbegehren bewog Augustin, die Bücher vom Gottesstaat zu schreiben, was ihn mit Unterbrechungen in der Zeit von 412 bis 426 beschäftigte.

 


Er selbst schreibt dazu: „Dieses Werk beschäftigte mich eine Reihe von Jahren, denn es kam vieles andere dazwischen, was sich nicht aufschieben ließ und erst erledigt sein wollte. Aber endlich ward dieses umfangreiche Werk in 22 Bänden angeschlossen. Die ersten fünf Bände weisen diejenigen zurecht, die der Ansicht sind, der Dienst der vielen von den Heiden verehrten Göttern sei zum Gedeihen der menschlichen Verhältnisse nötig, und die behaupten, die Verhinderung dieses Dienstes sei am gegenwärtigen schrecklichen Unglück Schuld. Die fünf folgenden Bücher wenden sich gegen die, welche wohl zugeben, dass dergleichen Missgeschick, bald schwerer bald leichter und nach Ort, Zeit und Personen wechselnd, von jeher die sterblichen traf und künftig treffen wird, die aber versichern, der Opferdienst der vielen Götter sei wegen des künftigen Lebens nach dem Tode empfehlenswert. In diesen zehn Büchern also werden die beiden erwähnten, der christlichen Religion widerstrebenden Meinungen widerlegt. Doch damit niemand uns vorwerfe, wir hätten nur fremde Ansichten zurückgewiesen, nicht die eigenen bekräftigt, greift der zweite, zwölf Bücher umfassende Teil des Werkes, auch diese Aufgabe an. Die ersten vier Bücher der zweiten Hälfte handeln vom Ursprung der beiden Staaten, nämlich vom Staate Gottes und dem dieser Welt, die zweiten vier von ihrem Ablauf oder Verlauf, die letzten vier von ihrem gebührenden Ausgang. Sämtliche 22 Bücher aber wurden, obwohl sie beide Staaten beschreiben, nach dem besseren von ihnen benannt, erhielten also den Titel vom Gottesstaat.[133]

Civitas Dei (Gottesstaat) steht im Gegensatz zum civitas terrena (irdischer Staat). Der Begriff civitas terrena wird von Augustin durchweg in geringschätzig abwertenden Sinne gebracht. Es ist nicht der bürgerliche Staat als solcher gemeint, sondern der im Sündenstand befindliche, also nicht von Natur, sondern infolge der Verderbnis der Natur sündige und böse Staat. Die deutsche Übersetzung „irdischer Staat“, „Weltstaat“ lässt diesen dunklen Ton nicht anklingen. Wäre er nicht sprachlich schwerfällig, sollte man civitas terrena immer mit „irdisch gesinnter Staat“ wiedergeben.[134] Augustinus lässt einen Unterschied erkennen und beschreibt wie

[130] Zitiert in Augustinus, Aurelius: Vom Gottesstaat. Band I vollstaändige Ausgabe, eingeleitet und übertragen von Wilhelm Thimme.  Zürich 1955 S. 7

[131] ebd. S. 7

[132] ebd. S. 8

[133] zitiert in Augustinus: Vom Gottesstaat. Band I S. 8

[134] ebd. Band II S. 843

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heilsam der christlich gedachte Staat sich darstellt und schreibt: „Dass nun die Menschen von dem höllischen Joch dieser unreinen Mächte und dem Schicksal mit ihnen verdammt zu werden, durch den Namen Christi gerettet und aus der Nacht verderblichster Gottlosigkeit in das Licht heilsamer Gottesfurcht versetzt werden, darüber beklagen sich und murren die schlechten, undankbaren und von jenem sündigen Geiste zutiefst besessenen und geknebelten Leute. Denn sie müssen sehen, wie die Massen zu keuscher Feier, in ehrbarer Trennung der Geschlechter, sich in der Kirche versammeln, wo sie hören, dass man hier zeitlich fromm leben muss, um nach diesem Leben das selige, immerwährende Leben zu erlangen, wo die Heilige Schrift und die Lehre von der Gerechtigkeit von erhöhtem Platze vor der ganzen Gemeinde schallen verkündigt wird, den Hörern, die danach tun, zum Heil, denen, die nicht danach tun, zum Gericht.[135] Mit Leidenschaft verficht Augustinus die Idee von einem christlich geprägten Gottesstaat und fordert auf zur Abkehr vom polytheistischen Götterglauben: Frag du nichts nach den falschen und trügerischen Göttern! Wirf sie weg, verachte sie, schwing dich auf zur wahren Freiheit![136] Im historischen Rückblick zeigt sich, dass die von Augustinus entwickelten Idealvorstellungen vom Gottesstaat sich in Geschichte und Kirchengeschichte nicht verwirklicht haben.

Der Philosoph Karl Jaspers (1883-1969) sieht in Platon, Augustin und Kant drei herausragende Denker der Philosophiegeschichte.[137] Der Weg, den Augustin geht, ist ein Weg von der Philosophie zur Glaubenserkenntnis,[138] was ihn gemeinhin von der übrigen Philosophiegeschichte abhebt. Augustins Denken ist begründet in seiner Bekehrung. Dem Kinde waren christliche Motive durch seine Mutter Monica nahegebracht, während zugleich Erziehung und Zielsetzung vom Vater bestimmt wurden und zur heidnischen Überlieferung hinführten. Dieses Leben brachte ihn die Lust des Daseins, erfüllt mit Angeboten der Sinnlichkeit. Der philosophische Weg, auf den er geriet, erschloss ihm den Neuplatonismus Plotins. Die Bekehrung brachte die entscheidende Wende durch ein Wort Heiliger Schrift, das ihn wie ein übersinnlicher Befehl erreichte. Es war eine Stelle, wo es durch den Apostel Paulus heißt: „…ziehet den Herrn Jesus Christus an, und pfleget nicht des Fleisches in seinen Lüsten“. Am Schluss dieses Satzes, so schildert es Augustin, „strömte das Licht der Sicherheit in mein Herz ein“. Die Bekehrung ist die Voraussetzung Augustinischen Denkens,[139] In der Bekehrung erst wird der Glaube gewiss, der durch nichts absichtlich erzwungen, durch keine Lehre mitgeteilt werden kann, sondern in ihr von Gott geschenkt wird. Damit war der Boden bereitet, mit dem die Denkungsart eine Wandlung erfuhr, die ihn zur Kirche und Bibel führte, nicht durch Einsicht und guten Willen, sondern durch die unerschütterliche Fraglosigkeit, die erfahren wurde durch Gott selbst gewirkt. Es war nicht ein philosophischer

[135] Augustinus: Vom Gottestaat S. 148 f

[136] ebd. S. 150

[137] Jaspers, Karl: Plato Augustin Kant. Drei Gründer des Philosophierens. München 1957

[138] ebd. S. 102

[139] ebd. S. 103 f

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Denkprozess, sondern ein biographisch datierbarer Augenblick, der in das Leben einbricht, und es neu begründet. Die philosophische Dogmatik wird kirchliche Dogmatik. Augustin vollzieht alle Möglichkeiten, im Denken Gott zu berühren. Aber diese Gedanken wurden zusammengehalten durch die Autorität, nicht durch ein philosophisches Prinzip.[140] Der biblische Gott Augustins ist wirksamer Wille, der sich seinerseits dem Menschen zuwendet. Der Neuplatoniker Plotin, dessen Philosophie eine Anziehung auf Augustin ausgeübt hatte, betet nicht. Beten dagegen ist das Lebenszentrum Augustins, und das Wesen dieses Glaubens wird klarer in der Rechtfertigung gegen die Angriffe der Heiden, die nach der Eroberung Roms 410 durch Alarich den Vorwurf erhoben, das Unheil sei durch das Verlassen der alten Götter bewirkt worden. In Augustins Schriften ist ein Prozess des Hineinwachsens zu jener gewaltigen Totalität christlicher, katholischer, kirchlicher Existenz, die mit und durch ihn im Abendland die geistige Macht eines Jahrtausends wurde. Seine Lehre vom freien Willen geht fast ganz in der Gnadenlehre verloren. Wohl ist die Seligkeit nur in der liebenden Erkenntnis Gottes zu finden, aber diese Seligkeit gehört doch erst einem zukünftigen Leben an, und der einzige Weg dahin ist Christus. Die Geltung der Philosophie hat aufgehört. Das biblisch theologische Denken bleibt das allein wesentliche.[141] Augustin denkt alles im Blick auf Gott, für ihn besteht das von Gott Unabhängige gar nicht. Diese Augustinische Geborgenheit ist anders als die philosophische Selbstgewissheit.[142] Die Bibel war für ihn die Sprache der Offenbarung, in der alle Wahrheit sich gründete, Der philosophische Gedanke der Transzendenz wurde erfüllt durch den biblischen Gottesgedanken, aus der Spekulation war lebendige Gegenwart geworden. Die schönsten philosophischen Sätze verblassen vor einem Psalmenwort.[143] Die Transzendenz als philosophischer Begriff deutet ein Denken, das nicht aus der Erfahrung hergeleitet werden kann, das aber aufgehoben wird durch die Erfahrung der Offenbarung Gottes.

Schon zu Lebzeiten Augustins ging der Westen des Römischen Reiches seinem Ende entgegen. Seine staatliche Existenz wurde durch das Eindringen der verschiedenen Germanenstämme in das gesamte Gebiet aufgelöst. Zwei Säulen hatten es an seinem Ende getragen: Die Kaiser, die es im Verlauf des 4. Jahrhundert, dem Christentum unterworfen hatten, als staatliche weltliche Macht und die Kirche mit dem Papst an der Spitzes als geistliche Macht. Die geistliche Macht überdauerte die staatliche Macht nach ihrem Zerfall.

Mit der Erhebung des Christentums zur Staatsreligion im 4. Jahrhundert begann eine neue Entwicklung, von der Kirchengeschichte und Christenheit in seiner Tiefe und Ausbreitung durchzogen sind. Als die Christen nicht mehr jene kleine Herde waren, als die sie im Evangelium bezeichnet wird, änderte sich die Lage grundlegend. Mit der ständigen Vergrößerung der Mitgliederzahl bis hin zur Volkskirche, ließ sich das hohe Niveau der Sittlichkeit nicht aufrechterhalten, es zeigte sich eine sichtliche Erweichung im ethischen Bereich, insbesondere als Kaiser Konstantin die Schleusen öffnete und die breiten Volksmassen aus bloßen Konjunkturgründen den Raum der Kirche füllten, war es um das überragende Ethos geschehen, die es in der Zeit der Verfolgung besessen hatte.[144] Zwei Geistesströmungen, die auf sittliche Strenge Acht gaben, belegen Versuche, die Kirche zu ihrem Ursprung zurückzuführen, um eine Verflachung abzuwehren. Bereits um 170 begann die Bewegung der Montanisten, die eine Rückkehr zum Enthusiasmus

[140] Jaspers, Karl: Plato Augustin Kant S. 104 f

[141] ebd. S. 108

[142] ebd. S. 113

[143] ebd. S. 117

[144] Nigg, Walter: Das Buch der Ketzer. Zürich 1949. S. 107

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der ersten Christen, dem Urchristentum, anstrebten.[145] Als die Verfolgung der Christen ab 312 ein Ende gefunden hatte, drängten die Christen, die  in der Zeit der Verfolgung Kompromisse eingegangen waren, um den Weg in das Martyrium zu umgehen, zurück in die Kirche, in der eine Spaltung entstand um die Frage, ob jene, die in der Zeit der Verfolgung Schwäche gezeigt hatten, wiederaufgenommen werden sollten. Die Donatisten widersetzten sich einer Wiederaufnahme, womit die Gefahr einer Kirchenspaltung bedrohliche Ausmaße angenommen hatte. Das Aufbegehren war im Wesentlichen auf den Westen Nordafrikas begrenzt, fiel aber in den Wirkungsbereich von Augustin, dem Bischof von Hippo. Die Anhänger des Donatus erfuhren von seiner Seite harte Verfolgungsmaßnahmen. Ein erstaunlicher Vorgang, da Augustin selbst ein strenges Kirchenregiment befürwortete, aber es drohte eine Kirchenspaltung, die es zu verhindern galt. Der Erhalt der Einheitskirche hatte Priorität. Die Christenheit stand vor der Frage, ob sie sich zur früheren Status der ersten Christen, der als heilige Gemeinde eine Vorbildfunktion zugeschrieben wurde, oder eine Angleichung an ein weltliches Getriebe vollziehen sollte. Nach innerem Ringen fiel die Entscheidung für die zweite Möglichkeit, da die inneren Machtverhältnisse im Römischen Reich keine andere Wahl zuließen.[146]

Diese kirchengeschichtlichen Ereignisse markieren ebenfalls einen Blick in die Zukunft. Mit diesen Schilderungen ist ein weiterer Weg vorgezeichnet, den die Kirche in ihrer  Geschichte im Verlaufe von zweitausend Jahren gegangen ist. Die große Herausforderung für Christentum, seinem Glauben in unterschiedlichen Variationen, besteht in der Identität von Dogma und Ethik. Richtiges Dogma kann an mangelnder Ethik scheitern, richtige und gute Ethik kann scheitern an dogmatischer Unzulänglichkeit. 

Der Kampf gegen „Häresien“ begann schon im Frühstadium der Kirche, die aus den ersten Christengemeinden hervorgegangen war. Häresie bedeutet ein Abweichen der Glaubensauffassung von der offiziellen Kirchenlehre. Im Verlaufe der Kirchengeschichte entstand der Begriff „Ketzer“. Die Kirche teilte die Ketzer ein in drei Gruppen, Apostaten (Abgefallene), Schismatiker (von Schisma=Spaltung) und Irrlehrer. Ob diese Einteilung allen Nuancen der Häresie gerecht wird, bleibt fraglich.[147] In der katholischen Kirche gilt als offizielle Kirchenlehre, was vom Papst „ex cathedra“ (unfehlbar) verkündet wird. Nur dann gilt der Papst als unfehlbar, wenn er eine Lehre verkündet. Das Bekenntnis von Nicäa (325) und das darauf zurückzuführende Bekenntnis von Konstantinopel (381) sind die unabdingbaren Glaubensbekenntnisse, ein Abweichen davon raubt der Botschaft des Evangeliums jeglichen Sinn. Diese beiden Bekenntnisse haben denn auch über alle Konfessions-und Denominationsgrenzen hinweg verbindliche Anerkennung gefunden, das Bekenntnis von Konstantinopel allerdings schon mit einer Einschränkung.  Wenn ein Mensch offen bekennt, er könne das nicht glauben, so besteht ein Unterschied zu einem Menschen, der bewusst die Willensentscheidung der Ablehnung vollzieht. In dem Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Rom in Kapitel 14, Vers 1, wo in verschiedenen Übersetzungen ein Bild vermittelt wird, heißt es dazu: (1) Den Schwachen im Glauben nehmt an und streitet nicht über Meinungen.[148] In einer katholischen Übersetzung nach Kürzinger: (1) Den Schwachen im Glauben nehmt an ohne Streit der Meinungsverschiedenheiten! Das gleiche Thema findet sich in Kapitel 15, Vers 1 (1) in der katholischen Übersetzung nach Storr: Wir nun, die Starken, müssen die Gebrechen der Schwachen tragen, doch ohne Selbstgefälligkeit. Und in Luthers revidierter Übersetzung von 1984: (1) Wir aber, die wir stark sind sollen das Unvermögen der Schwachen tragen und nicht Gefallen an uns selber haben.

Diese Feststellungen sind wichtig, damit nicht in leichtfertiger Weise Menschen vom Evangelium ferngehalten werden.

Mit dem Ende des weströmischen Reiches begann die Germanenherrschaft der verschiedenen Stämme, die sich über das gesamte Gebiet ausbreiteten, und ebenfalls zum Ende des Römischen Reiches in seinem Westteil sich dem Christentum zugewandt hatten,

[145] Nigg, Walter: Das Buch der Ketzer. S. 107

[146] ebd. S. 111

[147] ebd. S. 92

[148] revidierte Übersetzung nach Luther 1984

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allerdings mehrheitlich zur Glaubensrichtung der von Arius vertretenen theologischen Auffassung. Hervorgehoben werden muss hier die Leistung des Gotenbischofs Wulfila (311-383), ihm muss  ein wesentliches Verdienst zugeschrieben werden, dass neben den Westgoten, die geschlossen zum Christentum übertraten, auch die Ostgoten, Vandalen, Langobarden, Markomannen, Burgunden, Heruler und Rugier vom arianisch-germanischen Christentum  erfasst und durchdrungen wurden. Als Arianer unterstanden sie nicht dem Herrschaftsbereich Roms, sondern Konstantinopels. Wulfila selber vertrat eine andere Christologie als Arius, dennoch verblieben nicht nur die Goten bei der Lehre des Arius, was zu Konflikten zwischen der jeweiligen germanischen Oberschicht und der ansässigen Bevölkerung führte, die dem katholischen Glauben anhing. Wulfila konnte mit einer besonders herausragenden Leistung aufwarten: Er schuf, indem er die Bibel ins Gotische übersetzte, eine gotische Schriftsprache und ein gesondertes dazugehöriges Alphabet, die so auch von anderen Germanenvölkern gelesen wurde. Als erster Germane hatte er es unternommen, eine bisher nur gesprochene Sprache in Schriftzüge zu übertragen. Von Wulfilas Übersetzung der Heiligen Schrift sind viele Abschriften angefertigt worden, aber nur wenige dieser Abschriften sind erhalten. Eine davon in Silberbuchstaben auf purpurgefärbten Pergament geschrieben, die in der Universitätsbibliothek in Uppsala in Schweden aufbewahrt wird.[149] 

Einige germanische Herrscherpersönlichkeiten sollen in Zusammenhang mit diesem geschilderten anfänglichen Verlauf einer Betrachtung unterzogen werden. Alarich wurde schon erwähnt. Ein weiterer Name kann hinzugezogen werden, der Name Stilicho und was Alarich und Stilicho verbindet, beide waren Teil der römischen Geschichte geworden. Alarich sicherte sich 395 die Herrschaft über das Gesamtvolk der Westgoten, das bis dahin in einzelne Fürstentümer aufgespalten war. Das römische Imperium war in eine verworrene Lage geraten, die Alarichs Absichten begünstigten. Theodosius der Große hatte am Ende des 4. Jahrhunderts noch einmal das ganze Imperium beherrscht. Nach seinem Tod zerfiel es endgültig in zwei Hälften. In beiden Reichshälften regierte ein Sohn von ihm, im Osten Arcadius, im Westen war der elfjährige Sohn Honorius auf den Thron gelangt. Der eigentliche Regent im Namen des Honorius war der Vandale Stilicho, Oberbefehlshaber über die weströmische Armee. Eine genaue Grenzziehung zwischen beiden Imperien war noch nicht erfolgt, so waren Alarichs Westgoten zwischen Ostrom und Westrom eingeklemmt. Alarich führte sein Heer zunächst gegen  Ostrom, fiel in Griechenland ein  und verheerte das Land. Stilicho bot der Regierung in Byzanz militärische Hilfe, die aber abgelehnt wurde. Ostrom einigte sich schließlich mit Alarich und verlieh ihm 399 Rang und Titel eines Oberbefehlshabers über fast die ganze Balkanhalbinsel. Damit waren die Beziehungen zwischen Byzanz und den Westgoten geordnet und geregelt, nicht aber das Verhältnis zum weströmischen Imperium. Ein Druck von weströmischer Seite blieb also bestehen, was in Alarich den Entschluss zur Reife brachte, sich gegen die Weströmer zu wenden, bei Aquileja kam es im Winter 401 zur ersten Schlacht. In wechselvollen Kämpfen konnte aber keine Entscheidung herbeigeführt werden. Alarich und Stilicho einigten sich daraufhin gütlich und schlossen ein Abkommen. Alarich führte sein Heer zurück auf den Balkan, und seine Herrschaft dort wurde auch von Westrom anerkannt, so schien allen Kontrahänden genüge getan. 407 verhandelte Stilicho erneut mit Alarich über ein gemeinsames Vorgehen. Da entspann sich am Hofe des Honorius eine Intrige gegen Stilicho, die 408 zu seiner Ermordung führte. Er hatte bis dahin den Westen des Imperiums zusammengehalten und sich redlich bemüht, seinen Zerfall zu verhindern. Er zeigte die Fähigkeit zum Ausgleich zwischen Römern und Germanen, und

[149] Orthbandt, Eberhard: Lebenslauf des deutschen Volkes. S. 86 f

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daher den einzigen Ausweg für den Zusammenhalt des Imperiums. Alarich fühlte sich hintergangen und eroberte 410 Rom, das bis dahin für unbesiegbar gegolten hatte. Er setzte den Senator Attalus als Imperator ein, und zwang ihn gleichzeitig, das arianische Glaubensbekenntnis anzunehmen, womit er sich in Gegensatz zur römisch-katholischen Kirche brachte. Alarich starb in Unteritalien, von wo aus er nach Afrika übersetzen wollte. Sein Nachfolger Athaulf, der die Überlegung hegte, eine von Römern unabhängiges Gotenreich zu errichten, nahm aber Abstand von solchen Plänen und bemühte sich um Ausgleich zwischen Goten und Römern.[150] Die Goten gingen nach dem Ende Alarichs erneut auf Wanderschaft nach Südgallien und von dort nach Spanien, wo die Herrschaft der Westgoten  711 ein Ende fand, und Spanien unter Herrschaft der Mauren geriet. Um 430 waren die Vandalen von Spanien aus nach Nordafrika eingedrungen und errichteten dort ihre Herrschaft, bis sie von Belisar, dem oströmischen Feldherrn Kaiser Justinians I. (483-565)  533 in zwei Schlachten vernichtend geschlagen wurden. Kaiser Justinian war die letzte bedeutende Herrscherpersönlichkeit der Spätantike. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, das römische Imperium in seiner alten Größe wiederherzustellen. Von Nordafrika und dem Balkan aus drangen die oströmischen Heere nach Italien ein, was die Gotenkriege auslöste, die von 535 bis 554 mit wechselndem Erfolg geführt wurden.

Die Betrachtung des Zeitraumes von der Endphase des Römischen Reiches  bis zur Herrschaft Karls des Großen von 768 bis 814 ist von besonderer Wichtigkeit, da in dieser Zeit die entscheidende Weichenstellung erfolgte für die europäische Geschichte bis in die jüngste Vergangenheit und unmittelbare Gegenwart.  

Die nationalsozialistische Ideologie, die 1933 zur absoluten Herrschaft gelangte, meinte aus dem genannten Zeitraum Geschichtsbewusstsein herleiten zu können, und hielt ihn für geeignet zur Stiftung einer Identität, der sich auf eine germanische Rasse gründen sollte. Ein solches Verständnis, wie sie der Nationalsozialismus zu vermitteln suchte, weist keine Gemeinsamkeiten zur wirklichen Entwicklung der Zeit; allein die Huldigung durch Handaufheben, wie sie der „Führer“ Hitler von den Massen entgegennahm, erinnert eher an den Kaiserkult der römischen Cäsaren, der den Germanen sicher fremd war. Die Germanen öffneten den Weg für das Christentum zu einer beherrschenden Stellung. Der Begriff „Rasse“ ist in der Heiligen Schrift des hebräischen und christlichen Kanons von der ersten bis zur letzten Seite nicht ein einziges Mal zu finden. Die römisch-katholische Kirche überstand die Zeit eines ungewöhnlichen Umbruchs und festigte sogar noch ihre Herrschaft und Bedeutung, ein Umbruch, der zugleich den Übergang von der Antike zum Mittelalter darstellt, der aber auch Kontinuitäten aufweist. Der Beginn der Völkerwanderung um 375, ausgelöst durch das Reitervolk der Hunnen, die unter ihrem Führer Attila nach Europa eingefallen waren und die Germanenvölker von Osten her unter Druck gesetzt und nach Westen abgedrängt hatten. Auf den Katalaunischen Feldern, inmitten des heutigen Frankreich gelegen,  wurden die Hunnen 451 gemeinsam mit ihren germanischen Verbündeten von den Römern gemeinsam mit ihren verbündeten Westgoten geschlagen. Ein Jahr nach dieser Schlacht 452 fiel Attila mit einem Heer in Italien ein, und Oberitalien geriet unter seine Herrschaft, und die Angst breitete sich aus, er könnte sich gegen die Stadt Rom selbst wenden. Um diese Gefahr abzuwehren, griff die geistliche Vormacht im Westen des verbliebenen Römischen Imperiums, die römisch-katholische Kirche ein in der Person ihres Oberhauptes Leo I. Der Titel Papst war noch nicht geläufig, aber Leo I. kann als der erste Papst bezeichnet werden. Er hat die geistliche und kirchliche Vorherrschaft der römischen Bischöfe begründet, gestützt auf die Verheißung, die dem Apostel

[150] Orthband, Eberhard: Lebenslauf des deutschen Volkes. S. 96 ff

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Petrus von Jesus Christus gegeben worden war, woraus der päpstliche Anspruch, Stellvertreter Christi auf Erden zu sein, herrührt, wie im Evangelium nach Matthäus in Kapitel 16, Vers 16-18 berichtet wird: (16) Da antwortete Simon Petrus: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ (17) Darauf sprach Jesus zu ihm: „Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas. Nicht Fleisch und Blut haben dir das offenbart, sondern Mein Vater, der in den Himmeln ist. (18) Ich sage dir: Du bist Petrus; auf diesen Felsen will ich Meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.[151] Unerschrocken trat Papst Leo I. dem König Attila entgegen und forderte ihn auf Rom zu verschonen. Er kehrte um, ob auf Verlangen des Papstes Leo I. ist nicht gesichert überliefert, aber sein Auftreten stärkte das Ansehen der Kirche beträchtlich. Die Staatsform des alten Römischen Reiches war gesprengt und ging dem Verfall entgegen, aber mit dem Niedergang und Untergang erhob sich ein neues geistliches Römisches Reich: Das Reich der römisch-katholischen Kirche. Schon während der verworrenen Epoche der Völkerwanderung hatte die Kirche sich als einzige Einrichtung erwiesen, welche die auseinanderfallenden Reichsteile unabhängig von den wechselnden Herrschern zusammenhielt.[152] Hier muss noch einmal die Schrift des Augustinus vom „Gottesstaat“ Erwähnung finden, mit der die Theologie und Dogmengeschichte einen wesentlichen Anstoß erhielt und sich folgenreich auswirkte. Diese Welt und ihre Geschichte befindet sich unablässig in einem Gegensatz zwischen der Herrschaft Christi und der antichristlichen Gegenbewegung. Beide trachten danach ihr Reich aufzurichten. Zwischen beiden Reichen steht der Staat, der weder völlig gut noch gänzlich böse ist. Es besteht aber für ihn die Möglichkeit entweder gut oder böse zu werden. Denn er kann dem Willen Gottes unterworfen sein oder dem eigensüchtigen Machtwillen gottloser Gewaltmenschen dienen.[153]

Eine weitere Weichenstellung geschah im Zuge der römisch-germanischen Geschichte mit Folgen darüber hinaus für die europäische Geschichte und Kirchengeschichte, die sich wiederfindet in zwei Herrscherpersönlichkeiten des Königs der Ostgoten Theoderich der Große (456-526) und dem König der Franken Chlodwig I. (466-411). Theoderich lebte in seiner Jugend als Geisel am Hof des oströmischen Kaisers Leo I. in Konstantinopel. Um auf römischen Territorium den Föderatenstatus zu erhalten, mussten germanische Fürsten Söhne und Töchter als Geiseln stellen. Sie erhielten im Rahmen von Kultur und Gesellschaft eine römische Ausbildung, und konnten im römischen Heer in hohe Ämter und Offiziersstellen gelangen. Das geschah auch mit Theoderich, der 484 zum Konsul erhoben wurde, eine der höchsten Würden, die der römische Staat zu vergeben hatte. Als Föderaten galten Völkerschaften, die auf römischen Territorium Siedlungsrecht erhalten hatten und dafür Heeresfolge leisten mussten, ohne formal in das römische Heer eingegliedert zu sein. Ihnen waren Privilegien zugesichert worden, sie besaßen aber nicht das römische Bürgerrecht. 488 erhielt Theoderich von Kaiser Zenon den Auftrag als Oberbefehlshaber einen Feldzug gegen König Odoaker, der sich zum Herrscher über Italien aufgeschwungen hatte und gegenüber Ostrom unbotmäßig geworden war. Odoaker unterlag in zwei Schlachten,   eine völlige Unterwerfung gelang Theoderich aber nicht,[154] und so kam es zu vertraglichen Vereinbarungen, die von Seiten Theoderichs nicht eingehalten wurden, Odoaker wurde bei einem gemeinsamen Festmahl hinterrücks ermordet. Theoderich war vom Kaiser in Byzanz zum Herrscher über Italien ernannt worden, zugleich war er König der Ostgoten. Es gelang ihm, einen Ausgleich zwischen den arianischen

[151] Übersetzung nach Storr (kath)

[152] Orthbandt, Eberhard: Lebenslauf des deutschen Volkes. S. 106 f

[153] ebd. S. 108

[154] ebd. S. 118

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Germanen und dem katholischen Bevölkerungsteil herbeizuführen, die das nicäische Glaubensbekenntnis vertraten, und somit ein friedliches Nebeneinander zu gewährleisten. Das Herrschaftsgebiet Theoderichs umfasste ganz Italien mit Sizilien, große Teile südlich der Alpen und den Nordwesten der Balkanhalbinsel. Die römische Kultur und Staatsaufbau erlebten unter seiner Herrschaft eine Blütezeit.  Historische Forscher zählen diese Zeit zu einem Teil der Weströmischen Geschichte.[155] In den kriegerischen Zusammenstößen hatten die Westgoten sich zeitweise an die Seite der Ostgoten gestellt.

In diesem Zeitraum gerieten Theoderich und der Frankenkönig Chlodwig I. (466-511) in einen Gegensatz zueinander, der nicht ohne Auswirkungen blieb und weitreichende Folgen nach sich zog. Chlodwig entstammte dem Herrschergeschlecht der Merowinger, das sich mit seinem ursprünglichen Herrschaftsgebiet auf das heutige Belgien und Teile Nordfrankreichs erstreckte. Noch als Jüngling griff er in die bestehenden Machtverhältnisse ein. Sein erster Angriff richtete sich gegen das südlich angrenzende Territorium, das römisch verblieben war, und das nach einem kurzen Krieg unter fränkische Herrschaft geriet. Die Bewohner, die sich als Römer verstanden, durften ihr Eigenleben beibehalten. Wie zuvor Theoderich in Italien, war auch Chlodwig in seinem neuen Herrschaftsgebiet um Ausgleich zwischen Römern und Germanen bemüht. Theoderich war die Ausbreitung fränkischer Macht nicht verborgen geblieben, so versuchte er Chlodwig, der Heide war, für das arianisch-christliche Glaubensbekenntnis zu gewinnen, das zu einem geistigen Band für die verschiedenen Germanenvölker geworden war. Mit zunehmender Einflussnahme wurde Chlodwig auch von der römisch-katholischen Kirche vom Bischof von Reims umworben, er zögerte aber und war schwankend in seinem Entschluss. Der Bischof von Tours, der dem Reich der Westgoten zugehörte, hatte ebenfalls ein Interesse bekundet und wollte Chlodwig auf seine Seite ziehen, was dem Gotenkönig Alarich II missfiel, er verbannte den Bischof, Anlass für die Franken  einen kriegerischen Einfall ins südlich gelegene Westgotenreich zu unternehmen. Der Angriff brachte nicht den gewünschten Erfolg, und das fränkische Heer ging geschwächt aus den Kämpfen hervor. Ein anderes Germanenvolk, die Alemannen, nutzten die Gelegenheit und fielen ein in das fränkische Herrschaftsgebiet. In der Schlacht bei Zülpich stießen Franken und Alemannen aufeinander. Einer Überlieferung zu Folge drohte Chlodwig die Niederlage, was er zum Anlass nahm den Christengott anzurufen und zu geloben, sich römisch-katholisch taufen zu lassen, wenn ihm der Sieg zu teil werden sollte. Nach gewonnener Schlacht erneuerte er den Krieg gegen die Westgoten mit Erfolg und Territorialgewinn. Durch das Eingreifen Theoderichs wurde Chlodwig am weiteren Vorgehen gehindert, und 498 kam es zu einem Friedensschluss. Chlodwig ließ sich danach römisch-katholisch taufen. Es ist zweifelhaft, ob ihn ausschließlich Glaubensgründe zu diesem Schritt bewogen haben oder mit Rücksicht auf die gemischte Gesellschaft von Römern und Franken und ihre Beziehungen. Chlodwig war der erste Germanenkönig, der zum römisch-katholischen Glaubensbekenntnis übergetreten war, dem die Mehrheit der Franken

[155] Orthbandt, Eberhard: Lebenslauf des deutschen Volkes. S. 121 f

 

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bald folgte. Das Ereignis hat sich bestimmend auf das französische Geschichtsverständnis ausgewirkt, aber auch auf die Kirchengeschichte insgesamt. In Reims wurden später alle französischen Könige gekrönt bis hin zu Ludwig XVI. Frankreich wurde das Reich der Franken, von hier aus breitete dieses Reich nach Westen aus. In Reims wurde im 20. Jahrhundert noch einmal große Geschichte geschrieben, als der erste Präsident der Fünften Republik in Frankreich, Charles de Gaulle, und Bundeskanzler Konrad Adenauer nach Abschluss des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages im Januar 1963 in der Kathedrale in Reims gemeinsam die Messe feierten. Auch der burgundische Thronfolger trat einige Jahre später zur römisch-katholischen Kirche über. Franken und Burgunder verbündeten sich in der Folgezeit. Mit einem Angriff auf die Alemannen begannen 505 ihre Eroberungszüge, die ein Gebiet um Worms, Speyer und Würzburg an die Franken verloren. Die Burgunder eroberten weiter südlich von zuvor Alemannen beherrschtes Gebiet. Immer weiter nach Osten abgedrängt, wandten sich die Alemannen an Theoderich und baten um Schutz und Unterstützung, der ihnen gewährt wurde, allerdings außerhalb der Gebiete, die ihnen bereits abgenommen worden waren. Während sich die Franken in Gallien ausbreiteten, erweiterte Theoderich die Grenzen seines Reiches auf dem Balkan, was in Byzanz Unruhe auslöste. Chlodwig hatte seinen Herrschaftssitz in Paris aufgeschlagen, und von hieraus seine Fühler nach Byzanz ausgerichtet mit der Absicht, ein Bündnis herbeizuführen. Ein beachtenswerter Vorgang, der Theoderich veranlasste, die nichtfränkischen Germanen zu einer Einheit zusammenzufassen. Daraus ergaben sich 507 kriegerische Verwicklungen, die sich im Einvernehmen zwischen Byzanz und Paris zum Nachteil für die Westgoten auswirkten. Chlodwig agierte also als Verbündeter des verbliebenen oströmischen Kaiserreiches. Ein Jahr danach, 508, entsandte Theoderich ein militärisches Aufgebot gegen Franken und Burgunder nach Gallien. Die Burgunder verloren alle ihre Eroberungen, und die Franken wurden ebenfalls zurückgedrängt. Mit dem Tod König Alarichs II. übernahm Theoderich auch die Herrschaft über die Westgoten. Chlodwit erhielt aus Byzanz die Würde eines Konsuls. Theoderichs Reich wurde nicht nur vom Westen bedroht, sondern auch von den Langobarden auf dem Balkan.

Eine weitere Bedrohung des Reichsfriedens geschah durch die byzantinischen Kaiser Justin und Justinian. Die arianisch-christliche Kirche wurde von ihnen mit Härte bedrückt. Dadurch wurden in den anderen Germanenreichen die Anhänger der römisch-katholischen Kirche ermutigt, sich gegen das auf Arius zurückgehende Bekenntnis aufzulehnen, und es konnte von einem Kirchenkampf gesprochen werden.[156] Theoderich überlebte Chlodwig um fünfzehn Jahre. Sein Tod wirkte sich verhängnisvoll aus nicht nur für die Ostgoten, sondern auch für die mit ihnen verbündeten Germanenvölker, und es zeigte sich,  dass Theoderich die treibende Kraft für den Zusammenhalt gewesen war. Ein Nachfolger, der in gleicher Weise das angefangene Werk hätte vollenden und so das kulturelle römisch-germanische Erbe bewahren können, war nicht in Sicht.[157] Die Ostgoten erlebten nicht nur einen Rückschlag, sie verschwanden aus der Geschichte, zuvor aber traf es die Vandalen in Nordafrika. Mit einer vernichtenden Niederlage gegen ein Heer aus Byzanz war nicht nur ihre Herrschaft beendet, sie wurden aus Nordafrika vertrieben. Nach Überwindung der Vandalen, wandte sich Ostrom-Byzanz nach Italien gegen die Ostgoten, um auch diese Herrschaft zu beseitigen. Nach mehreren vernichtenden Schlachten gelang es, nicht nur ihre Herrschaft zu beenden, sondern sie gänzlich aus Italien zu vertreiben, sie verschwanden, als hätte ihr Reich in Italien und darüber hinaus  nie bestanden.

[156] Orthband, Eberhard: Lebenslauf des deutschen Volkes. S. 122 f

[157] ebd. S. 124

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Das Erbe ging über auf die Franken, die in den kommenden Jahrhunderten tonangebend wurden in der westeuropäischen Politik. Chlodwig I. hatte dazu die die kulturellen und staatsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen, indem es ihm gelang Römer, Germanen und christliche Kirche zu einer Einheit zusammenzufassen. Der Zerfall des Ostgotenreiches eröffnete den Aufstieg und Ausdehnung des Frankenreiches.[158] Das Ende der Ostgotenherrschaft in ihrem Machtbereich wurde von der römischen Bevölkerung nicht etwa freudig begrüßt. Die Übergriffe der byzantinischen Besatzung erwies ich als drückend. Gotische Widerstandsnester erhielten von der römischen Bevölkerung insgeheim Hilfe und Unterstützung.[159] Um 534 übergaben die Ostgoten ihre letzte  Festung Campsa an Byzanz, der Krieg hatte damit sein endgültiges Ende gefunden. Die verbliebenen Goten zogen nordwärts, von da ab verliert sich ihre Spur in der Geschichte, damit ging die Vorherrschaft in Westeuropa über an die Franken. 569 setzte sich ein andere germanischer Stamm in Italien fest. Sie eroberten die Po-Ebene und drangen weiter vor nach Mittel-und Süditalien, nur Rom und die Küstenstädte blieben byzantinisch.[160] Zehn Jahre später traf Ostrom Vorbereitungen und schritt zu einem Krieg gegen die Langobarden, und wurde dabei von den Franken unterstützt. Trotz dieses gemeinsamen Vorgehens gelang es nicht die Langobarden zu überwinden.

Die fränkische Vorherrschaft und das Verschwinden der West-wie auch der Ostgoten als Machtfaktor hatte noch ein anderes Ergebnis: Das auf Arius gegründete christliche Bekenntnis fand mit dem Ausscheiden germanischer Stämme, die diesem Bekenntnis anhingen, ebenso ein Ende. Am Ende des 6. Jahrhunderts bestieg einer der bedeutendsten Päpste in der Kirchengeschichte der Stuhl Petri: Gregor I. (540-604) dem die Geschichte aufgrund seines Wirkens Größe bescheinigt hat. Er beendete als Erstes die Abhängigkeit von Byzanz. Mehr als irgendein anderer Papst versuchte er die Germanen ins römisch-katholische Reich hinüberzuziehen. Die Langobarden, die noch vielfach dem Heidentum anhingen, bewog er, soweit sie Christen waren, Abstand zu nehmen vom Bekenntnis des Arius, und sich hinzuwenden zu dem römisch-katholischen Bekenntnis, das auf dem Konzil in Nicäa 325 seinen Ursprung hatte. Ebenso förderte er auch den Abfall der Westgoten von Arius und den Übertritt zur Papstkirche. Es gelang ihm auch die Angelsachsen in Britannien für das katholische Christentum zu gewinnen. Im Frankenreich galt die Kirche als Staatskirche nach dem Vorbild, das Kaiser Konstantin in die Wege geleitet hatte. Die Westgoten hatten sich uneinig gezeigt, wenn es darum ging, Königsherrschaft und Papstherrschaft miteinander zu vereinen. Mit der Unterwerfung unter die Mauren in Spanien im 8. Jahrhundert war den Westgoten jegliche Einflussnahme entzogen. Die fränkischen Könige wahrten ihre Unabhängigkeit vom Papst, anerkannten zugleich die Oberhoheit des Papstes im Kirchenregiment.[161]

Bedeutend und wegweisend für die zukünftige westeuropäische Geschichte war das Wahl-oder Erbrecht bei den germanischen Völkern. Theoderich d. Gr. wurde von den Ostgoten  zum König erkoren, die, wie auch bei anderen germanischen Völkern, durch Wahl bestätigt wurde. Anders war die Nachfolge bei den fränkischen Merowingern geregelt, hier war die Thronfolge erblich. Kriege und Eroberungen gingen vom König aus und auf ihn zurück, waren die Unternehmungen erfolgreich, festigte es das Ansehen des jeweiligen Königs und des Königtums. Erfolgloses Vorgehen hatte  die umgekehrte Wirkung, wie die Geschichte der Merowinger erkennen lässt. Im Frankenland ging das Staatsvolk nicht von einem Volksstamm aus. Die Franken siedelten in kleinen Gruppen zwischen den unterworfenen Völkern, um den Zusammenhalt zu wahren. Alle im Reich vereinten Germanen und Römer galten als gleichberechtige Staatsbürger mit gleichen Rechten und Pflichten.[162]

Das Jahr 567 enthielt eine zukunftsweisende historische Entwicklung, die in der Dreiteilung des merowingischen Reiches bestand. Einer der vier Könige war verstorben, was einen schwerwiegenden Vorgang zur Folge hatte: Das Reich fiel in drei Teilreiche auseinander, in Austrasien, dem Ostteil, in Neustrien, dem Nordteil und mit Burgund, dem

[158]

[159] Orthbandt, Eberhard: Das werden des deutschen Reiches. S. 131

[160] ebd. S. 136 f

[161] ebd. S. 138

[162] ebd. S. 139

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Südwesten und Süden des Reiches.[163] In Frankreich erinnert noch heute eine Region mit Namen Bourgogne (Burgund) daran. Eine andere Bezeichnung hat sich ebenfalls bis heute erhalten: Les Allemands (die Deutschen), zurückgehend auf das Germanenvolk der Alemannen.

Die Herrschaft der Merowinger begann zu bröckeln, und der Einfluss  der Hausmeier[164] führte zu einem Machtzuwachs, der sich nicht mehr eindämmen ließ. Um die Mitte des 7. Jahrhunderts übernahm der Hausmeier Pipin, der aus dem das Geschlecht der Pipiniden hervorging, die Regentschaft für den König der Merowinger, der noch im Kindesalter die Nachfolge angetreten hatte.

Im Bereich der Kirche kamen iroschottische Mönche zum Einsatz, der von Pipin gefördert wurde. Sie traten für ein gereinigtes entschiedenes Christentum ein, das zu verflachen drohte, da der alte germanische Götterglaube seine Wirkung noch nicht verloren hatte, ebenso ließ  das Machtgebaren einiger christlicher Könige Zweifel aufkommen, ob sie getreu ihre Handlungen nach den ethischen Grundsätzen des Evangeliums ausgerichtet hatten.[165]

Die Pipiniden waren als Hausmeier aus dem Adelsgeschlecht der Karolinger hervorgegangen. Pipin der Ältere (580-640) war der Stammvater. Die tatsächliche Macht im Frankenreich ging über an Pipin den Mittleren (635-714). Pipin der Jüngere (714-768), ein Sohn Karl Martells (686-741) war der Vater Karls des Großen (768-814). Ein Name tritt in dem letztgenannten Zeitabschnitt besonders hervor. Es ist Pipins außerehelicher Sohn Karl, der später den Beinamen Karl Martell (686-741) (der Hammer, französisch marteau) erhielt. Seine Erbfolge war umstritten, dennoch lag die eigentliche Macht in seinen Händen, er war der Großvater Karls des Großen (768-814). Kriegerische Verwicklungen ergaben sich im Norden des Frankenreiches mit den Friesen und den Sachsen. Die Alemannen wurden in das Frankenreich einverleibt, das darüber hinaus nach Osten ausgedehnt wurde, somit schuf Karl Martell eine günstige Ausgangslage für seinen Enkel, der in der Zeit seiner Herrschaft den Westen Europas zu einem Großreich vereinte.

Karl Martells herausragende Bedeutung liegt noch auf einem anderen Feld, ihm wurde das Verdienst zugeschrieben, indem er dem weiteren Vordringen der Araber und damit der moslemischen Welt ein Ende setzte. In der Schlacht bei Tours und Poitier 732 gelang unter seiner Führung ein Sieg über die bis dahin unaufhaltsam vordringenden Araber mit ihren überlegenen militärischen Möglichkeiten, die sich schließlich über die Pyrenäen gänzlich nach Spanien zurückzogen. Ihre Herrschaft in Europa blieb auf die Iberische Halbinsel beschränkt. Sie erwiesen später eine Überlegenheit auf geistigem Gebiet, unter einer toleranten moslemischen Herrschaft erfuhren die auf die griechische Antike zurückgehenden Wissenschaften eine Förderung und Ausbreitung, die ihnen im christlichen Europa verwehrt blieb, weil antikes griechisches Wissen als heidnisch angesehen wurde und verpönt war, dennoch sickerten die Erkenntnisse im Laufe der folgenden Jahrhunderte ein nach Europa. Bevor es arabischen Heeren gelang, in Spanien ihre Herrschaft aufzurichten, die über einen weiten Zeitraum von Toleranz geprägt war, hatte der Islam seine Herrschaft über ganz Nordafrika, wo zuvor Augustin gewirkt hatte, und den vorderen Orient ausgedehnt. Karthago, Alexandrien und Antiochien über Jahrhunderte hinweg Zentren christlichen Glaubens verloren ihre Bedeutung, als

[163] Orthbandt, Eberhard: Das Werden des deutschen Reiches S. 143

[164] Hausmeier vom Lateinischen Majordomus (Hausherr)

[165] Orthbandt, Eberhard: S. 148

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hätte es an diesen Orten nie ein Christentum gegeben.  Mit dem Ausgang des 8. Jahrhunderts begann mit Karl dem Großen ein neuer Zeitabschnitt in der westeuropäischen Geschichte, der sich als prägend erweisen sollte für das gesamte Mittelalter. Bevor diese vorausschauende Entwicklung zum Abschluss kam, schufen weitere historische Ereignisse die Voraussetzungen dafür. In den Ereignissen, die den Weg der westeuropäischen Geschichte vorzeichneten, kommt Karl Martell eine herausragende Bedeutung zu, nicht allein, weil unter seiner Führung das weitere Vordringen arabisch-moslemischer Heere verhindert wurde, sondern weil er der Ausbreitung der christlichen Kirche nach Osten Vorschub leistete. Obwohl er seine politisch-weltliche Macht gegenüber der Kirche zu wahren wusste, gewann er als überzeugter Christ, die Hessen und Thüringer als Heiden für die christlich katholische Kirche. Unter seiner Obhut konnte Bonifatius (672-754) seine Missionstätigkeit nach Osten voranbringen.[166] Bonifatius verdiente sich in der Geschichte den Beinamen „Apostel der Deutschen“. Die verschiedenen Germanenvölker waren von der Mitte Europas aus nach Süden und Westen in das Römische Reich vorgedrungen und waren mit diesem Vordringen zugleich Christen geworden. Das germanische Kernland, das spätere Deutschland, war in weiten Teilen heidnisch geblieben. Hier eröffnete sich für Bonifatius ein Betätigungsfeld, nicht nur, vom Frankenreich aus gesehen, nach Osten, sondern auch nach Norden. Er gründete Bistümer und setzte Bischöfe ein. Einher damit ging eine Kirchenreform, die besonders die Lebensführung des Klerus betraf. Amtshandlungen wurden überprüft, und wenn für nötig erachtet geahndet, verboten wurde für Amtsträger das Waffentragen und die Teilnahme an Jagten. Nach dem Tode Karl Martells 741 gelangte Bonifatius auf den Höhepunkt seines Wirkens,[167] und schuf damit die geistlichen Voraussetzungen, auf die sich das christlich-katholische Westeuropa gründete und bestimmend wurde für die mittelalterliche Glaubenswelt.

In dem Zeitraum vom Ende des weströmischen Reiches 476 bis zur Erneuerung des römischen Staatsgedankens durch Karl den Großen (768-814) gab es die bereits beschriebene Zwischenphase, die eine unterschiedliche Interpretation erfahren hat, um daraus ein entsprechendes Geschichtsbewusstsein herzuleiten. Das Mittelalter selbst gilt vielen als Zwischenphase von der Antike zur Neuzeit, es ist vielfach mit der Bezeichnung „finster“ und „barbarisch“ bedacht worden. Zwei Gegenbewegungen haben die Neuzeit von Anbeginn geprägt: Der Humanismus und die Renaissance, mit der Erneuerung und Wiedergeburt der antiken Geisteswelt als Ziel und die Aufklärung in der jüngeren Neuzeit mit der Hinwendung zum demokratischen Verfassungs-und Nationalstaat. Beide Geistesströmungen sahen im Mittelalter eine Zeit des Rückschritts und des Verfalls. Als Ursache galten das Eindringen der Germanen in die überlegene geistig-kulturelle Welt der griechisch-römischen Antike und der Machtanspruch der römisch-katholischen Kirche mit ihrem Anspruch auf das Bildungsmonopol und damit auch der geistig-kulturellen Entwicklung, wofür auch die Scholastik

[166] Orthbandt, Eberhard: Lebenslauf des deutschen Volkes. S. 155

[167] Angenendt, Arnold: Das Frühmittelalter. Die abendländische Christenheit von 400 bis 900. Stuttgart 1990. S 272

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angesehen wurde[168] In Deutschland setzten die Humanisten andere Akzente als in Italien, dem Ursprungsland der Renaissance, die zweifach begründet waren. Sie sahen in der gelungenen Abwehr der römischen Herrschaft durch die Germanen eher ein Element der Befreiung, zugleich vollzogen sie keine radikale Abkehr vom christlichen Glauben, was nicht zuletzt der Reformation Martin Luthers geschuldet war. Als einer der führenden Humanisten muss Erasmus von Rotterdam (1466-1536) angesehen werden. Er hatte nicht in gleicher Weise wie der Reformator Luther die Abkehr von der antiken Geisteswelt vollzogen. Er hat eine christliche Streitschrift verfasst mit dem Titel: „Handbüchlein eines christlichen Streiters“. Den christlichen Streiter, den dieses Buch zum Gegenstand hat, haftet nichts von einem Soldaten oder Kreuzfahrer an, es richtet sich vielmehr an einen befreundeten Laien aus höfischen Kreisen. Dieses Brevier des Evangeliums enthält mehr als fünfhundert Bibelzitate und nimmt etliche Male Bezug auf Origenes, Augustinus, Platon und Pico della Mirandola (1468-1494). Der letztgenannte war kein typischer Vertreter des Humanismus in Italien, wo die Predigttätigkeit des Dominikanermönches Savonarolas (1452-1498) nicht ohne Einfluss geblieben war. Erasmus verfolgte mit seiner Streitschrift die Absicht, den Leser mit der christlichen Glaubenswelt vertraut zu machen.[169] Die Frage nach dem freien Willen des Menschen hat Erasmus von Rotterdam und Martin Luther gleichermaßen bewegt. Erasmus verfasste eine Abhandlung dazu: „De libero arbitrio (Vom freien Willen). Luther trat ihr entgegen mit „De servo arbitrio“ (Vom Unfreien Willen).  Ein Gegensatz, der die ganze Kirchengeschichte durchzieht.

Eine besonders ablehnende Haltung zur Welt des Mittelalters lässt sich in der Französischen Revolution ausmachen, wo die Gegnerschaft zu Christentum und Kirche besonders radikale Ausmaße annahm. Die Zeit vor der Revolution sollte gänzlich ausgeblendet werden, was in der Schöpfung eines neuen „Republikanischen Kalenders“ gipfelte, der harmonisch besser im Einklang mit der Natur stand als der Gregorianische Kalender. (1582) Der Beginn der Revolution wurde als bedeutender angesehen als die Geburt Jesu Christi.[170] In Deutschland besonders in Preußen entstand im Pietismus eine Gegenbewegung dazu. Humanismus und Aufklärung haben in Deutschland durch Einbeziehung christlicher Elemente ein anderes Gewicht erfahren, was Anlass gegeben hat von einer „deutschen Sonderentwicklung“ zu sprechen.[171]

Zur Begrenzung der Zeit des Mittelalters gibt es unterschiedliche Vorstellungen. Auf tausend Jahre kann der Zeitraum veranschlagt werden, vom Untergang des weströmischen Reiches 476 bis zur Blüte der Renaissance, die mit dem ausgehenden 15. Jahrhundert einsetzte.[172]

Gefördert wurde die Mittelalter-Forschung durch den im 19. Jahrhundert immer stärker werdenden Historismus. Er leitete eine Geschichtsbetrachtung ein, in der jeder Zeitabschnitt, jede historische Erscheinung eine eigene Individualität besaß, die deshalb in ihrer Bedeutung herausgestellt wurde, das „finstere papistische“ Mittelalter eingeschlossen. Der protestantische Historiker Leopold von Ranke war ein führender Vertreter dieser Richtung. Er schrieb eine Geschichte der Päpste ohne polemisches Beiwerk. Rankes Schüler schufen getreu der Maxime ihres Vorbildes eine historische Sicht, um darzustellen „wie es eigentlich gewesen ist“. In der Gesamtdeutung war die Geschichte, trotz ihrer in sich geschlossenen Einzelepochen, dennoch als Ganzes eine „Hieroglyphe Gottes“ mit der Zielvorgabe eine „Erziehung des Menschengeschlechts“ zu bewirken, womit dem Historiker die Aufgabe zufiel, diese Geschichte zu „entziffern“. Mit Ranke, so ist festgestellt worden, sei die Geschichte zur ersten Bildungsmacht erhoben worden. Von ihm ist der Satz überliefert: „Ein Volk, das seine Geschichte nicht kennt, wird erleben, dass ihm eine schlechte Geschichte gemacht wird.“ Die weitere Entwicklung führte zu einer Säkularisierung des historischen Denkens, zur Relativierung der metaphysischen und

[168]

[169] Halkin Leon E.: Erasmus von Rotterdam. Eine Biogrphie. Paris 1987 S. 73

[170] Scott Samuel F. /  Rothaus, Barry: Historical Dictionary fo the French Revolution 1789-1799. Westpoint Connecticut 1985 S. 145

[171] Angenendt, Arnold: Das Frühmittelalter. S. 23

[172] ebd. S. 23

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religiösen Doktrin.  Friedrich Nietzsche (1844-1900), einer der entschiedensten Gegner christlicher Wert-und Lebensvorstellungen, sah in einer ausschließlich historischen Behandlung „das Christentum aufgelöst in reines Wissen und dadurch vernichtet“.[173] Tatsächlich hätte eine solche historische Sicht der christlichen Botschaft alle Überzeugungskraft genommen.

Die verschiedenen historischen Sichtweisen wurden ergänzt durch eine konfessionelle evangelische und katholische Geschichtsschreibung. Dem von den Humanisten geschaffenen Geschichtsbild vom „finsteren“ Mittelalter fügte die Reformation das Verdikt vom „katholisch-papistischen“ Mittelalter hinzu. Die Reformatoren sahen sich als Erneuerer des Ursprünglichen Christentums und beurteilten das Mittelalter aus dieser Sicht.[174] Die Entwicklung ging aber in eine andere Richtung, der katholischen Volkskirche wurde schließlich eine evangelische Volkskirche gegenübergestellt. Für die katholische Kirche hatte das Mittelalter eine Vorbildfunktion. Statt hier Namen und Werke anzuführen, sei auf die historische Gestalt des frühen Mittelalters verwiesen, an welcher der Streit exemplarisch ausgefochten werden konnte, auf Winfrid-Bonifatius. Als Angelsachse war er germanischer Abkunft, zugleich aber hielt er Rom die Treue und war dem Papst ergeben, für die katholische Kirche repräsentierte er das Urbild des germanisch-deutschen und zugleich des römisch-katholischen Christen, für Protestanten war er mehr der Apostel des Papsttums als des Christentums.

Der konfessionellen kam eine nationale Geschichtsschreibung hinzu, die mit dem aufkommenden Nationalismus im 19. Jahrhundert einsetzte, ausgelöst durch die Französische Revolution. In dem Zeitabschnitt, der im Vordergrund der Betrachtung steht, nämlich das frühe Mittelalter, wurde in der nationalen Geschichtsschreibung sorgsam der Anteil der Romanen und Germanen am historischen Verlauf herausgearbeitet, was als abwegig angesehen werden muss. Die Germanen waren von Anfang in den Gebieten, wo sie ihre Herrschaft aufrichteten, eine Minderheit, die sich sehr schnell assimilierte. Der Nationalsozialismus wollte diesen Zeitabschnitt nutzen zu einem Geschichtsbewusstsein reinen Germanentums. Die Massen, die Hitler begeistert zujubelten, fühlten sich nicht als Germanen reinen Geblüts, sie waren angetan von Hitlers innen-und außenpolitischen Erfolgen, die er zweifellos am Beginn seiner Herrschaft vorweisen konnte. Das kann ebenso auch von Napoleon I. gesagt werden, seine Heere hatten große Teile Europas unterworfen, die sich sicher nicht als Romanen empfanden, sie waren begeistert der Führungspersönlichkeit Kaiser Napoleons gefolgt. Es darf in diesem Zusammenhang keine Analogie zwischen Napoleon und Hitler hergestellt werden, dazu waren beide in ihrer Persönlichkeit und politischen Zielsetzung zu unterschiedlich. Aus diesem Blickwinkel muss auch Preußen Erwähnung finden, das sich aus kleinsten Anfängen zu einer europäischen Großmacht emporgearbeitet, und schließlich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Voraussetzung zur Einheit Deutschlands geschaffen hatte. Preußen hatte überhaupt nichts Germanisches an sich. Die Preußen waren aufgrund ihrer geographischen Lage vielfältig eine Mischung aus Slaven und Germanen, was in dem Satz seinen Ausdruck findet: Preuße ist man durch Bekenntnis, nicht durch Geblüt. Die mittelalterliche Geschichte war keine Geschichte der Rassen und Nationalitäten. Die Konflikte dieser Zeit beruhen auf  ganz anderen Voraussetzungen und hatten ein ganz anderes Geschichts-und Staatsverständnis zum Inhalt, als es sich in der Neuzeit herausbildete

[173] Angenendt, Arnold: Das Frühmittelalter. S. 25

[174] ebd. S. 27

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Neben der genannten verschiedenen Geschichtsschreibung mit ihren Interpretationen und einem damit einhergehenden Geschichts-und Staatsverständnis gab es eine weitere Begründung, dem Mittelalter mit Distanz zu begegnen: Seine Philosophiegeschichte die in der Scholastik ihren Ausdruck gefunden hatte. Einer ihrer führenden Vertreter war Thomas von Aquino (1224-1274). Er hinterließ ein umfangreiches Werk, das mit seiner Wirkungsgeschichte bis in die Gegenwart reicht. Als Dominikaner zählt er zu den bedeutendsten Kirchenlehrern der Katholischen Kirche, darüber hinaus kann er als einer der einflussreichsten Philosophen und Theologen angesehen werden. Sobria ebriatas – nüchterne Trunkenheit, so wird seine Persönlichkeit und die Gestaltung seiner Theologie, Philosophie und Lehre umschrieben, gepaart mit Intellekt und Leidenschaft.[175]

Noch eine andere Kontroverse kann wesentlich auf das Mittelalter zurückgeführt werden, die sich danach fortgesetzt hat bis in die Gegenwart: Der Universalienstreit. Als Universalien werden Allgemeinbegriffe wie beispielsweise „Mensch“ und „Menschheit“ oder mathematische Entitäten (Dasein im Unterschied zum Wesen eines Dinges) wie „Zahl“ „Relation“ (Beziehung) und Klasse bezeichnet. Bei Platon sind Universalien als Ideen rein geistigen Ursprungs im Denken begründet. Ideen haben eine eigene Existenz und waren zuerst und vorher. (universalia ante rem) Der Streit entzündete sich an der Beziehung zwischen dem Allgemeinbegriff und den Einzeldingen und was und wem darin der Vorrang eingeräumt werden muss. Zweifellos ist der einzelne Mensch Teil der Menschheit. Im hebräischen Kanon der Heiligen Schrift ist im Buch des Propheten Jeremia Kapitel 1, Vers 5 zu lesen, wo Gott spricht: (5) „Noch ehe ich dich im Mutterleibe bildete, habe ich dich erwählt (oder ersehen), und ehe du das Licht der Welt erblicktest, habe ich dich geweiht: zum Propheten für die Völker habe ich dich bestimmt“. Weiter heißt es dazu in Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde zu Ephesus, Kapitel 1, Versen 4-6: (4) Denn in ihm hat er uns schon vor Grundlegung der Welt dazu erwählt, daß wir heilig und unsträflich (untadelig, oder: ohne Fehl) vor seinem Angesicht dastehen sollten, (5) und hat uns in Liebe durch Jesus Christus  zu Söhnen, die ihm angehören sollten, vorherbestimmt nach dem Wohlgefallen (oder: Ratschluss) seines Willens, (6) zum Lobpreis der Herrlichkeit seiner Gnade, die er uns in dem Geliebten erwiesen hat.[176]

Die Idee, der Gedanke, des Propheten oder Erwählten war geistig schon vorhanden ehe sie als materielle Existenz in Erscheinung trat, worin auch der Gegensatz von Zeit und zeitlos aufgehoben ist. 

Eine andere Sicht zum Universalienstreit liefert Aristoteles, der im Gegensatz zu Platon, dessen Schüler er anfangs war, die radikale Trennung von Idee, von geistiger und materieller Wirklichkeit ablehnt, für ihn ist die Form Ausdruck geistigen Wesens, der geistige Ursprung verwirklicht sich in der Form. Dazu findet sich ein Wort im christlichen Kanon der Heiligen Schrift im Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde in Korinth, Kapitel 2, Verse 10-11: (10)

[175] Thomas von Aquino: Summe der Theologie. Zusammgestellt, eigeleitet und erläutert von Joseph Bernhart. Stuttgart 1954 S. XXXIII

[176] Übersetzung nach Herrmann Menge (ev.)

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Gott hat es durch den Geist uns geoffenbart; der Geist ergründet nämlich alles, selbst die Tiefen der Gottheit. (11) Wer von den Menschen kennt das Wesen des Menschen, außer dem Geist des Menschen, der in seinem Innern ist?[177]

Der geistige Ausdruck, das Wesen, verwirklicht sich in der Form, universalia in re,

Gegenüber beiden vertritt der Nominalismus eine gegensätzliche Auffassung. Für den Nominalisten haben nur die Einzeldinge wirkliche Existenz, für die der Mensch im Nachhinein die Namensgebung vornimmt, universalia post rem. Nominalismus rührt her vom lateinischen Wort Nomen. (Namen) Dazu findet sich ein Satz im hebräischen Kanon der Heiligen Schrift in Genesis (1. Buch Mose) Kapitel 2, Vers 19. (19) Und Gott der Herr machte aus Erde alle Tiere auf dem Feld und alle Vögel unter dem Himmeln und brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie benennen würde; denn wie der Mensch die Lebewesen nennen würde, so sollte ihr Name sein.[178] Der Nominalismus hat unterschiedliche Spielarten bis hin zum radikalen Subjektivismus, für den nur gilt, was sich im Bewusstsein des Subjekts wiederfindet und somit Wirklichkeit erlangt, außerhalb dieses Subjekts, des ICH, gibt es keine Wirklichkeit. Der Nominalismus öffnet auch den Weg zum ausschließlich materialistischen Denken. Immanuel Kant, als Vertreter des Idealismus, vollzog die „kopernikanische Wende“ des Denkens, in dem sich das Denken nicht nach dem Objekt, sondern das Objekt nach dem Denken richtet. Mit dem Tage der Schöpfung nahmen auch Raum und Zeit ihren Anfang und alle damit verbundenen Gesetzmäßigkeiten, wozu auch der pythagoreische Lehrsatz a²+b²=c² gehört. Diese Gesetzmäßigkeit war schon vorhanden, bevor Pythagoras sie entdeckte, er hat diesen Lehrsatz nicht erfunden, sondern gefunden.

Der größte französische Scholastiker, Abälard, hat eine Sicht zum Universalienstreit gegeben, die besondere Beachtung verdient. Er hat sich die Sicht zu Eigen gemacht, die sich auf Platon gründet, wonach  die Universalien vor den (Einzel)Dingen sind. (universalia ante res). Die Gegenposition Nominalisten sieht die Universalien nach den Einzeldingen. (universalia post res). Abälard geht hier andere Wege und gründet auf die Feststellung, dass die Universalien in den Dingen sind (universalia in rebus). Es sei abwegig, zu behaupten, das Wirkliche sei die „Menschheit“ und nicht die Menschen. Es könne nicht sein, die Verkörperung des Allgemeinen in den Einzeldingen zu sehen, und die individuellen Unterschiede zu vernachlässigen. Ebenso abwegig sei die Behauptung, nur das Einzelne sei wirklich, und die allgemeinen Begriffe bloße Namen. Abälard erkennt in beiden Sichtweisen eine Einseitigkeit, die in einer Synthese auf einer höheren Ebene zusammengeschaut und überwunden wird. Er zeigt eine Art und Weise, die gegensätzliche Sichtweisen in seine Lehre einbezieht. In der uns umgebenden Wirklichkeit sind die Universalien in den Dingen. Für Gott aber sind sie vor den Dingen, nämlich Urbilder des Geschaffenen in einem göttlichen Geist. Für die Menschen sind sie nach den Dingen als Begriffsbilder, die wir aus der Übereinstimmung in den Dingen abziehen müssen.[179]

Die Wissenschaft im Mittealter war international. Der aus Italien stammende Anselmus lebte in der Normandie und starb als Erzbischof von Canterbury, dem höchsten geistlichen Amt, das in der britischen Geschichte vergeben wurde, in England. Der deutsche Albertus Magnus lehrte in Paris. Sein Schüler Thomas von Aquino, der aus allen Geistesgrößen der Zeit herausragte, stammte aus Süditalien und wirkte an den damals führenden Universitäten Paris, Köln, Bologna und anderen Bildungsstätten. Das sind nur wenige Beispiele. Die Philosophie dieser Zeit ist

[177] Übersetzung nach Storr. 1956 (kath)

[178] revidierte Übersetzung nach Luther. Wollerau 2009

[179] Störing, Hans Joachim: Kleine Weltgeschichte der Philosophie. Stuttart 1950. S. 166

                                                                    70                                                                                             

erwachsen aus der Unterweisung und Erziehung der Geistlichkeit in den Klosterschulen und  war in dieser Zeit die „ancilla theologiae“, die Magd der Theologie.[180] Alle Geistesgrößen der Zeit waren Mönche der verschiedenen Orden, der Franziskaner, der Dominikaner oder der Benediktiner, die, auch wenn sie nicht immer im Gleichklang standen, das absolute Bildungsmonopol innenhatten, und denen die lateinische Sprache gemeinsam war. Der internationale Geist, der diese geistige Elite verband, lässt erkennen, dass dieses Mittelalter nicht so finster und barbarisch gewesen ist, wie es, je nach politischem oder ideologischem Standort, gerne gesehen wird; jedenfalls war das Mittelalter nicht finsterer und barbarischer als die Zeiten davor und danach. Es muss in Betracht gezogen werden, wie nationalstaatliche Eifersucht, verbunden mit einem Hegemoniestreben, Europa an den Rand der Vernichtung und Bedeutungslosigkeit geführt hat.

c)  Die Erneuerung des römischen Reiches (Renovatio imperii Romanorum)

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