Artikel 3: Historische Wurzeln und Grundlagen christlichen Glaubens.
Die Gesamtheit der Heiligen Schrift wird aus christlicher Sicht unterschieden in Altes Testament und Neues Testament, in einen hebräischen Kanon und einen christlichen Kanon.
Die Heilige Schrift bildet als Ganzes dennoch eine Einheit. In der christlichen Theologie wird unterschieden zwischen Weltgeschichte und Heilsgeschichte.
In der christlichen Kirchengeschichte hat es eine Theologie gegeben, die Juden und den jüdischen Glauben von der Heilsgeschichte ausschließt. Im Hinblick auf Martin Luthers Credo „solas scripturas“ (allein die Schrift) ist es eine verkehrte Interpretation, denn der Apostel Paulus schreibt in einem Brief an die Gemeinde in Rom in Kapitel 11, in den Versen 16 – 18, wo gleichnishaft von einem Ölbaum, der Israel als Wurzel und Stamm repräsentiert, gesprochen wird: (16) …ist der Anbruch heilig, so ist auch der Teig heilig; und so die Wurzel heilig ist, so sind auch die Zweige heilig. (17) Ob nun etliche von den Zweigen ausgebrochen sind, und du, der du ein wilder Ölbaum warst, bist unter sie gepfropfet und teilhaftig worden der Wurzel und des Saftes im Ölbaum, (18) so rühme dich nicht wider die Zweige. Rühmest du dich aber wider sie, so sollst du wissen, dass du die Wurzel nicht trägest, sondern die Wurzel trägt dich.[4]
Ohne die Geschichte Israels im Zeitraum der Antike, ist christlicher Glaube nicht vorstellbar und auch nicht darstellbar, und das Fundament zur Ausbreitung des christlichen Glaubens in alle Welt wurde im ersten Jahrhundert nach Christus von jüdischen Menschen gelegt. Diese historische Tatsache ist unumstößlich, diese Tatsache wird vom Apostel Paulus, der den größten Anteil zur Ausbreitung des Evangeliums für sich in Anspruch nehmen kann, gestützt und Eingangs des Briefes an die Gemeinde in Rom bekräftigt in Kapitel 1, Verse 1 – 4: (1) Ich, Paulus, Knecht (= Diener) Christi Jesu, bin durch Berufung zum Apostel ausgesondert (eigens dazu bestellt), die Heilsbotschaft Gottes zu verkündigen, (2) die Er (d. h. Gott) durch seine Propheten in (den) Heiligen Schriften im Voraus verheißen hat, (3) nämlich (die Heilsbotschaft) von seinem Sohne. Dieser ist nach dem Fleische[5] aus dem Samen Davids (= Nachkommenschaft) hervorgegangen, (4) aber als Sohn Gottes in Macht erwiesen nach dem Geist der Heiligkeit auf Grund seiner Auferstehung aus den Toten….[6]
Wenn hier vom Sohne Gottes die Rede ist, dann ist die Dreieinigkeit Vater, Sohn und Heiliger Geist angesprochen, dogmatischer Grundpfeiler christlicher Lehre. Es hat zu diesem Dogma
[3] Nach der Übersetzung von Paul Riessler und Rupert Storr (kath.) Limburg an der Lahn. 1956
[4] In der Übersetzung nach Martin Luther, Stuttgart 1954.
[5] d. h. nach seiner leiblichen Natur und menschlichen Herkunft.
[6] Übersetzung nach Hermann Menge (ev.).
6
viele Missverständnisse gegeben. Es wurde darin die Wiedereinführung des Polytheismus gesehen, selbst in der christlichen Kirchengeschichte hat es dazu leidvolle Kontroversen gegeben.
Ein Bild dazu kann den Weg zu einem besseren Verständnis ebnen mit einer Erläuterung am Bild der Sonne, sie erfüllt drei wichtige Funktionen: Durch einen Kernverschmelzungsprozess, in dem Wasserstoffatome zu einem Heliumkern verschmelzen. Durch diesen Prozess der Kernfusion wird Energie erzeugt, die in Licht und Wärme ihren Ausdruck findet. Ein Prozess, der die Atomforschung zur Nachahmung antreibt, um dann einfach aus Wasser Energie zu gewinnen. In der Sonne vollzieht sich ein physikalischer Vorgang, der zugleich Licht und Wärme erzeugt. Alle drei Bereiche können einen gesonderten Zweig physikalischer Forschung bilden: Die Lehre vom Licht, der Optik, die zu großer und besonderer Bedeutung in der Weltraumforschung geworden ist und die Wärmelehre, die in der metallverarbeitenden Industrie durch die Ermittlung des Wärmekoeffizienten für die verschiedenen Metalle und Legierungen von Bedeutung ist.
Obwohl diese drei Wissenschaftszweige der Physik jeweils einer gesonderten Forschung unterzogen werden können, sind sie in der Sonne dennoch untrennbar miteinander verknüpft, das eine ist ohne das andere nicht denkbar, eben eine Dreieinigkeit.
Es ist nicht abwegig, von den jüdisch-christlichen Grundlagen der europäischen Kultur-und Geistesgeschichte zu sprechen. Abwegig ist es aber, wenn Menschen, die sich auf jüdisch-christliche Grundlagen berufen, sich zusammenfinden und gemeinsam demonstrieren mit Menschen, die mit der NS-Ideologie sympathisieren. Roland Freisler, der mit viel Geschrei am „Volksgerichtshof“ diejenigen abgeurteilt hat, die sich dem Widerstand vom 20. Juli 1944 gegen die NS-Herrschaft angeschlossen hatten, hat es auf den Punkt gebracht. Von ihm ist die Aussage überliefert, Nationalsozialismus und Christentum schlössen einander aus, aber beide verlangten den ganzen Menschen.
Artikel 4. Verschiedene christliche Konfessionen und Denominationen.