Christliches Manifest
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6. Artikel: Kreationismus

Die Auseinandersetzung zwischen christlichem Glauben und naturwissenschaftlichen Denken und Forschen hat die christlichen Kirchen, weil sich im Laufe der Zeit wissenschaftliche Erkenntnisse als unumstößlich erwiesen hatten, in die Defensive gedrängt, auch Luther hatte sich verächtlich über Nikolaus Kopernikus geäußert. Der Streit ist noch nicht beigelegt, der besonders von Amerika ausgehende Kreationismus, der Eingang gefunden hat in kirchliche und freikirchliche evangelikale Kreise im evangelischen Raum in Deutschland, lehnt die Evolutionslehre ab, zu deren führender Vertreter Charles Darwin (1809-1882) zählt. Schöpfungsgeschichte und Evolution stehen nicht im Gegensatz zueinander, was die Reihenfolge betrifft, was aber beide trennt, ist der Glaube an Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, wie es der erste Satz der Heiligen Schrift bezeugt. Der Schöpfungsbericht der Heiligen Schrift steht in der Reihenfolge: Zuerst die Pflanzen, dann die Fische des Meeres, dann die Tierwelt und schließlich der Mensch als eine gesonderte Schöpfung nach dem Bilde Gottes, der gesondert eine evolutionäre Entwicklung vollzogen hat, vom Faustkeil der Steinzeit bis zur internationalen Raumstation der Gegenwart.

Dagegen behauptet der Kreationismus, es habe in dem Zeitraum vor sechstausend Jahren keine Menschen auf diesem Planeten gegeben, oder gar die gewaltige Schöpfung des unendlichen Universums sei im Vierundzwanzigstundentakt geschehen. Alle wissenschaftliche Erkenntnis und Forschung und einschlägige Fossilienfunde mit der Möglichkeit einer Datierung sprechen dagegen. Eine Feststellung kann aber mit Sicherheit getroffen werden: Es gibt keine

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Hochkultur, die älter ist als sechstausend Jahre. Die Cheopspyramide datiert viertausendsechshundert Jahre vor Christus. Hochkulturen nahmen ihren Anfang, als dem Menschen der Odem Gottes eingegeben wurde. Wer eine jüdische Zeitung zur Hand nimmt, wird dort das Jahresdatum 5776 finden. Die jüdische Zeitrechnung wird auf Adam zurückgeführt, der aus Erde geformt und geschaffen wurde, wie geschrieben steht. Der Mensch hatte bis dahin eine Entwicklung vom Homo erectus zum Homo sapiens durchlaufen, was Höhlenfunde mit Wandmahlereinen und Werkzeugfunde beweisen.

Zwischen Adam, dem ersten Menschen, und Jesus Christus gibt es einen Unterschied, wie er im christlichen Kanon der Heiligen Schrift im 1. Brief des Apostel Paulus an die Gemeinde in Korinth Kapitel 15 in den Versen 44-50 beschrieben wird. (44) Es wird ein natürlicher Leib gesät, und ein geistlicher Leib wird auferstehen. Gibt es einen natürlichen Leib, dann gibt es auch einen geistlichen Leib; (45) wie auch geschrieben steht: Der erste Mensch, Adam, wurde zu einer lebendigen Seele, und der letzte Adam zum Geist der lebendig macht. (46) Aber das geistliche ist nicht das erste, sondern das Natürliche, danach das Geistliche. (47) Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch; der zweite Mensch ist der Herr vom Himmel. (48) Wie der irdische ist, so sind auch die irdischen; und wie der himmlische ist, so sind auch die himmlischen. (49) Und wie wir das Bild des irdischen getragen haben, so werden wir auch das Bild des himmlischen tragen. (50) Das sage ich aber, Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch ererbt das Verwesliche nicht das Unverwesliche.[9]

Mit großem Aufwand wird die Erforschung nach dem Ursprung des Universums und der Schöpfung betrieben. Die Suche nach dem Anfang des Universums und allen Lebens, die Suche nach dem „Urknall“. Ein Beispiel, was die Forschung auf diesem Gebiete erreicht hat und noch zu erreichen gedenkt, ist das Cern (Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire) in Genf. Es ist das weltgrößte Forschungszentrum auf dem Gebiet der Teilchenphysik.

Am Cern werden der Aufbau der Materie und die fundamentalen Wechselwirkungen zwischen den Elementarteilchen erforscht, also die grundlegende Frage, woraus das Universum besteht, und wie es funktioniert. In großen Teilchenbeschleunigern werden die atomaren Teilchen auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und zur Kollision gebracht, um, wie es in Goethes Faust heißt: „Zu erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält.“ 

Stephen Hawking ist britischer theoretischer Physiker und Astrophysiker. Er ist bekannt geworden durch populärwissenschaftliche Werke, die Millionenauflagen erzielten. Aufsehen hat sein Buch erregt: „Gibt es Gott?“

Er ist der Überzeugung, die Wissenschaft habe bessere und überzeugendere Erklärungen anzubieten, als den Glauben an einen Schöpfergott, und damit ist auch und gerade der Schöpfergott gemeint, wie er uns in dem hebräischen und christlichen Kanon der Heiligen Schrift vorgestellt wird oder sich vorstellt. Stephen Hawking erläutert am Aberglauben der Wikinger die Überlegenheit und Deutungshoheit der Naturwissenschaft über Religion und Glauben. Bevor Mond-und Sonnenfinsternis durch naturwissenschaftliche Erkenntnisse einer rationalen Erklärung zugänglich waren, wurde dieses Ereignis bei den Wikingern als ein Streit unter den Göttern gesehen.

Es wäre aber verfehlt, die Wunder, über die in beiden Büchern der Heiligen Schrift berichtet wird, als Aberglauben abzutun. Sie sind eine Frage des Glaubens und können durch Gesetze der Naturwissenschaft nur insoweit widerlegt werden, als sie mit diesen Gesetzen nicht im Einklang stehen, sie lassen sich aber auch nicht auf naturwissenschaftlicher Basis erklären. Diese Tatsache verleitet Menschen dazu, einen Glauben auf Wunder zu begründen. Ein Glaube,

                   

[9] Nach Luthers revidierter Übersetzung, Wollerau 2009

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der auf Wunder gründet, kann keinen Bestand haben, denn ein solcher Glaube könnte erlöschen, wenn die Wunder ausbleiben.

Anders als die Gesetze, wie die zehn Gebote, gegen die der Mensch verstoßen kann, ist ein Verstoß gegen die Gesetze der Natur dem Menschen nicht möglich, es sei denn der Schöpfer dieser Gesetze befähigte ihn dazu. Die Naturgesetze der Physik oder der Mathematik kann der Mensch nur entdecken, nicht schaffen, sie waren schon vorhanden, bevor er sie entdeckte. Diese Gesetze nahmen ihren Anfang mit dem Augenblick der Schöpfung. Der erste Satz der Heiligen Schrift lautet: Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde…Dieser Augenblick ist auch zugleich der Beginn von Raum und Zeit, während Gott als der Schöpfer keinem Denken in Raum und Zeit unterworfen ist. Er ist ohne Raum und Zeit und hat auch keine Ursache, anders das Geschehen in der Welt von Raum und Zeit, hier hat jedes Geschehen eine vorhergehende Ursache.

Das Alter des Universums, des Weltalls, wird von der Wissenschaft auf 13,8 Milliarden Jahre veranschlagt, darum können nur Objekte wahrgenommen werden, von denen das Licht vor 13,8 Milliarden Jahren ausgesandt wurde. Um sich die Größenordnungen der Schöpfung bewusst zu machen, werden Maße für Ausdehnungen im Universum in Lichtjahren angegeben, wobei die Lichtgeschwindigkeit 300.000 Km/h in der Sekunde beträgt. Bausteine des Universums sind die Galaxien, spiralförmig angeordnete Sternhaufen. In der Zahl und Anordnung der Galaxien wird von 100 Milliarden ausgegangen, bei einem jeweiligen Durchmesser von 3000 bis über 100.000 Lichtjahre. Die Anzahl der Sterne in einer Galaxie bewegt sich zwischen 100-300 Milliarden Sterne. Die Milchstraße ist die Galaxie, in der sich auch das Planetensystem mit der Erde und der Sonne befindet. Die Milchstraße, in besonderen Nächten mit dem menschlichen Auge sichtbar, durchzieht als weißes Band den Nachthimmel. Als Spiralnebel hat sie einen Durchmesser von 100-120 Lichtjahren. Die Dicke bewegt sich als flache Scheibe seitlich betrachtet an den Enden bei 3000 und in der Mitte bei 16000 Lichtjahren. Der nächste Nachbar zur Milchstraßengalaxie ist die Andromedagalaxie mit einem Durchmesser von 140.000 Lichtjahren und einer Entfernung von 2,6 Millionen Lichtjahren von der Milchstraßengalaxie. Die Andromedagalaxie ist bei entsprechenden Lichtverhältnissen mit dem menschlichen Auge sichtbar. Es ist zugleich die weiteste Entfernung, die für das menschliche Auge ohne optische Hilfsmittel wahrgenommen werden kann. Das Licht, das so sichtbar wird, ist vor 2,6 Millionen Jahren abgesandt worden zu einem Zeitpunkt, als der Mensch in seiner evolutionären Entwicklung sich anschickte, den aufrechten Gang zu erlernen. Die größte Entfernung im Universum beträgt 13,8 Milliarden Lichtjahre. Es gibt für dieses Universum keinen „Rand“ und auch keinen Mittelpunkt. Dem Menschen ist es inzwischen gelungen, einen Blick zu werfen in die makrokosmische Welt der Planetensysteme und Galaxien und die mikrokosmische Welt der Moleküle, atomaren und subatomaren Teilchen. Seit Albert Einstein liegt die Erkenntnis vor, dass Zeit relativ ist. In Genesis Kapitel 29 Vers 20 wird berichtet wie Jakob dem Laban um dessen jüngste Tochter Rahel sieben Jahre diente. (20) Und so diente Jakob sieben Jahre um Rahel, und es kam ihm vor, als wären es einzelne Tage, so lieb hatte er sie. Es gibt auch die andere Seite: Ein Erdbeben, mit oft verheerenden Folgen, dauert nur wenige Minuten und manchmal nicht einmal eine Minute. Menschen, die im Zentrum eines solchen Bebens überlebt haben, berichten übereinstimmend, die Zeit sei ihnen wie mehrere Stunden vorgekommen.

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Gibt es einen Gott? So fragt Stephen Hawking. Er hält den Gedanken an einen Schöpfer des Universums und allen Lebens für überflüssig und sieht in der Wissenschaft eine ausreichende Erklärung über Sinn und Ziel des Lebens, das dann auch nach diesem kläglichen Erdendasein endet. Was ist eingängiger? Der Glaube an einen Schöpfer, der das von ihm geschaffene lenkt oder eine Weltsicht, die letztlich in allem ein Zufallsprodukt sieht, denn es gibt nur diese andere Möglichkeit, wenn der Gedanke an einen lenkenden Schöpfergott ausgeklammert werden soll.

Der griechische Philosoph Epikur (341-271 v. Chr.) führte alles auf Atome zurück, die im Weltall herumschwirren, sich fanden und passend ineinander hakten, wobei die Herkunft dieser Atome weiter ungeklärt blieb. Um diesen Fragenkomplex aufzulösen, sind Glaube und Offenbarung nicht erforderlich, es kann alles auf die Ebene menschlicher Vernunft zurückgeführt werden, was sich auch wesentlich einleuchtender darstellt.

Papst Benedikt XVI. hat sich mit der Äußerung zu diesem Fragenkomplex vernehmen lassen und festgestellt, ohne Gott funktioniert das System nicht. Hier wäre ein Weg aufgezeigt, die Deutungshoheit von der Wissenschaft auf die Theologie zu übertragen, wobei Voraussetzung sein muss, dass ein jeweiliger Eingriff in den Bereich des anderen von der nötigen Kompetenz begleitet wird.

In der Heiligen Schrift selbst nimmt der Apostel Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Rom Stellung im 1. Kapitel von den Versen 18-23. (18) Wird doch enthüllt, wie Gott vom Himmel her zürnte über alle frevelhaften und ungerechten Menschen, die die Wahrheit niederhalten mit ihrer Ungerechtigkeit. (19) Denn was an Gott erkennbar ist, ist ihnen wohlbekannt, Gott selber hat es ihnen offenbart. (20) Denn was an Ihm unsichtbar ist, wird von den Geschöpfen durch Nachdenken seit Erschaffung der Welt erkannt: Seine ewige Allmacht und Göttlichkeit. Darum sind sie unentschuldbar. (21) Denn sie erkannten zwar Gott, verherrlichten ihn aber nicht als Gott und dankten Ihm auch nicht. Vielmehr gerieten sie in ihrem Denken auf Torheiten, und ihr unverständiges Herz ward verfinstert. (22) Sie gaben sich als Weise aus und waren doch Toren geworden: (23) sie vertauschten die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes mit dem Abbild der Gestalt eines vergänglichen Menschen, von Vögeln, vierfüßigen und kriechenden Tieren.[10]

Alles was der Mensch als Ebenbild Gottes schafft ist geistigen Ursprungs wie das Formen eines Stoffes. Um einen Stoff zu formen, ist der Mensch befähigt auf geistigem Wege die entsprechenden Werkzeuge herzustellen. Den Stoff selber kann er nicht schaffen, er ist gegeben und vorhanden. Darüber hinaus ist der Mensch befähigt rein geistige Produkte zu erzeugen.

[10] Nach der Übersetzung von Riessler/Storr (kath)


Artikel 7 Christentum und deutsche Geschichte in ihrem Kontext

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